Am Dienstag neigte sich die Waagschale zuungunsten der Nachkriegszeit: Im Irak starb der 139. US-Soldat seit dem 1. Mai. Im Krieg waren 138 Amerikaner ums Leben gekommen.

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Bagdad - Im Irak sind seit dem Ende der größeren Kampfhandlungen inzwischen mehr US-Soldaten ums Leben gekommen als während des Krieges. 138 Amerikaner starben bis zum 1. Mai, das 138. Opfer seitdem war nach Angaben des US-Zentralkommandos ein Soldat, der am Montag nicht durch eine feindliche Kugel, aber "durch eine Schussverletzung" ums Leben kam, was üblicherweise einen Selbstmord oder einen Unfall bedeutet. Als 139. Toter wurde am Dienstag ein US-Soldat gezählt, der südlich von Bagdad bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe starb.

Bei dem Anschlag wurden zwei weitere US-Soldaten verletzt. Zu Wochenbeginn geriet erstmals auch die polnische Militärbasis in Kerbala unter Beschuss, zuvor war ein dänischer Soldat im Irak durch Friendly Fire getötet worden.

Der prekären Situation ungeachtet hat US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Forderungen nach einer Verstärkung der US-Truppen im Irak zurückgewiesen. Der für die Militäroperationen im Irak zuständige US-General John Abizaid habe erklärt, dass die Zahl der US-Soldaten im Irak ausreichend sei, sagte Rumsfeld am Montag auf einem Luftwaffenstützpunkt nahe San Antonio.

Durchhalteparolen

Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice rief in Crawford, Texas, bei einer Rede vor Kriegsveteranen zur Geduld auf: "Wenn Amerikaner eine noble Sache in Angriff nehmen, bringen sie sie auch zu Ende." Seit dem Kriegsende im Irak seien erst 117 Tage vergangen, das sei "nicht sehr lang". Die Bemerkungen von Rumsfeld und Rice wurden als Vorgriff auf den Inhalt einer Rede von US-Präsident George W. Bush gesehen, die er am Dienstag halten sollte.

Aus Protest gegen den Tod von acht schiitischen Turkmenen in Kirkuk und den Anschlag auf Großayatollah Mohammed Said al-Hakim in Najaf sind am Montagabend Tausende Schiiten in Bagdad auf die Straße gegangen. Mit Rufen wie "Nein zu Amerika, nein zu Saddam Hussein" zogen die Demonstranten vor den Präsidentenpalast, in dem die US-Verwaltung ihr Hauptquartier bezogen hat. (AFP, Reuters, AP, dpa/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.8.2003)