Oberösterreichs LH Josef Pühringer

Foto:Standard/Cremer

Wien – "Mir wurde versichert, dass für die ÖIAG bei der Privatisierung der Voestalpine der Landtagsbeschluss bindend ist und es am Ende des Tages eine klare österreichische Lösung gibt." Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer ist, was die Privatisierung des staatlichen Voest-Anteils betrifft, nicht aus der Ruhe zu bringen. "Alles andere wäre nicht akzeptabel", sagt Pühringer zum Standard, und würde einen schweren Konflikt zwischen dem Bund und dem drittgrößten Bundesland bedeuten.

Dass "eine klare österreichische Lösung" nicht dasselbe ist wie die im Linzer Landtag beschlossene Forderung, 25 Prozent plus eine Aktie der Voest sollten im öffentlichen Eigentum bleiben, ficht Pühringer nicht an. "Es wäre äußerst nachlässig von mir, nur den Landtagsbeschluss zu verfolgen."

Österreich-Aktionäre

Er sei ganz sicher, dass das Ziel, eine starke österreichische Aktionärsstruktur für die Voest zu schaffen, erreicht werde. Wie dieses Ziel ohne Bevorzugung heimischer Finanzinvestoren – eine solche wäre grob EU-rechtswidrig – erreicht werden soll, ließ Pühringer offen.

Der Verkauf des 34,7-prozentigen Staatsanteils im Eiltempo, weil noch vor der Landtagswahl am 28. September, dürfte den Oberösterreichern jedenfalls zupass kommen. Auch die sonst durchaus streitbare Voest-Belegschaft verhält sich auffällig still, was ebenfalls darauf hindeutet, dass alle irgendwie mit einem Schnellverkauf leben können.

Sehr weit entfernt von einer stabilen Aktionärsmehrheit sind die österreichischen Voest-Finanzinvestoren übrigens nicht mehr: Dem Vernehmen nach haben einige der um die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich versammelten Investoren über diverse Töchter und Beteiligungen in den vergangenen Wochen kräftig Voest-Aktien zugekauft. Sie würden bereits rund 40 Prozent an der Voest halten, heißt es in Regierungskreisen.

Offiziell bestätigt wird das freilich nicht. "Die haben ordentlich gekauft", sagt aber ein Voest-Insider.

Kräftig aufgestockt

Bisher war immer nur bekannt, dass die RLB OÖ rund 7,8 Prozent an der Voest halte, die Oberbank 6,5 Prozent, Allianz 4,96 Prozent, Bawag drei bis vier Prozent und die Wiener Städtische rund zwei Prozent. Letztere hatte erst vor kurzem angekündigt, um "zwei bis fünf Prozent" aufstocken zu wollen. Auch die Bawag hatte stets Interesse bekundet, sie war bei der Kapitalerhöhung im Vorjahr nur gering bedient worden.

Die Verstaatlichtenholding ÖIAG will heute, Dienstag, Vormittag im Privatisierungsausschuss über die Vorgangsweise bei der Abgabe der Voest-Anteile beraten und eine Vorentscheidung treffen. Wie der Standard berichtete, sollen 20 bis 25 Prozent über die Börse an vornehmlich ausländische Finanzinvestoren abverkauft werden.

Abgewickelt werden soll der Deal wie berichtet in einer Art Auktion, bei der ein Preisband (Richtwert sind 35 bis 38 €) festgelegt wird. Die verbleibenden zehn bis 15 Prozent sollen – nach dem Vorbild der kürzlich von der ÖIAG begebenen Umtauschanleihe auf Telekom Austria – via Umtauschanleihe abgegeben werden. Diese soll eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren haben und danach in Voest-Anteilsscheine umgewandelt werden. Diskutiert wird auch, eine Volksaktie aufzulegen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD Printausgabe 26.08.2003)