ÖIAG-Chef Rudolf Kemler bestätigt nun, dass die mexikanische America Movil von Carlos Slim die "industrielle Führerschaft" bei der teilstaatlichen Telekom Austria übernehmen wird. Als bekannt wurde, dass die Mexikaner den "Erwerb alleiniger Kontrolle" bei der Wettbewerbsbehörde angemeldet haben, war von der Staatsholding ÖIAG noch von einer für die Buchhaltung notwendigen Bezeichnung die Rede.

"Ohne Konsolidierung macht die Sache für die Mexikaner keinen Sinn."

Jetzt sagte Kemler zum Magazin "Format": "Nach internationalen Bilanzierungsregeln können sie ein Unternehmen nur dann innerhalb eines Konzerns konsolidieren, wenn sie mindestens 30 Prozent der Anteile haben und die industrielle Führerschaft darstellen können. Ohne Konsolidierung macht die Sache für die Mexikaner keinen Sinn." Derzeit hält der Staat noch 28,4 Prozent an dem ehemaligen Monopolisten. Das Unternehmen beschäftigt rund 16.000 Mitarbeiter und verfügt über den Großteil der Netzinfrastruktur in Österreich.

Dass der Betriebsrat kritisiert, kaum Zeit gehabt zu haben, um den Syndikatsvertrag für einen der größten Konzerne des Landes zu lesen, versteht Kemler nicht. "Das Shareholder Agreement ist 32 Seiten lang, nicht 100 oder 300 Seiten. Es ist natürlich in Englisch gehalten, wie alle derartigen Verträge, aber nicht kompliziert. Das in ein paar Stunden zu lesen, ist keine besonders zu glorifizierende Leistung", so Kemler.

"Wegen des Verhaltens der Arbeitnehmervertreter"

Im Übrigen prüfe die ÖIAG eine Klage "wegen des Verhaltens der Arbeitnehmervertreter". Diese waren, wie angedroht, der entscheidenden Abstimmung über den Syndikatsvertrag mit den Mexikanern aus Protest ferngeblieben. Was folgte, war eine chaotische Aufsichtsratssitzung. Im Raum steht der Vorwurf, dass zu wenig Aufsichtsräte anwesend waren, um überhaupt beschlussfähig zu sein.

Einen Bericht des "Kurier", wonach der Chefsessel von Hannes Ametsreiter wackeln soll, bestätigt Kemler nicht. "Er wackelt nicht. Ametsreiter hat das Unternehmen stabilisiert, er ist unbestritten", so Kemler.

Zu den Überlegungen, die ÖIAG durch weitere Beteiligungen aufzuwerten, meinte Kemler, dieses Vorhaben sei ins Stocken geraten. Eine Eingliederung der Hypo Alpe Adria-Bad Bank in die ÖIAG sieht er differenziert: "Eines kann ich aber jetzt schon sagen: Dass die Abbaueinheit keinesfalls direkt in der ÖIAG eingegliedert wir. Denn ich möchte jedes Risiko vermeiden und verhindern, dass es zu einer Nachschusspflicht der anderen ÖIAG-Unternehmen für die Hypo kommt. Die ÖIAG ist zwar kein Konzern, aber: sicher ist sicher." (APA, 16.5. 2014)