Extremsportler Wolfgang Fasching plant ein neues Abenteuer, das im Falle des Gelingens alle seine bisherigen Höchstleistungen in den Schatten stellen wird. Der gebürtige Steirer hat wieder einmal eine außergewöhnliche Radtour im Visier, diesmal will er Russland durchqueren und das, abgesehen von einem 16-köpfigen Betreuerteam, solo. Blöd nur, dass sich das größte Land unseres Planeten von Ost nach West über rund 10.000 Kilometer erstreckt und zwischen dem Start in Wladiwostok und dem Ziel in St. Petersburg auch rund 80.000 Höhenmeter zu bewältigen sind.
Doch einen Extremstrampler der Marke Fasching schrecken derartige Dimensionen nicht ab, ganz im Gegenteil, er betrachtet sie als die "ultimative Herausforderung". Die Belastung für den Körper dürfte zweifelsfrei eine ungeheure werden. "Diese Idee erzeugt aber so ein Gänsehaut-Gefühl bei mir, dass ich dieses Abenteuer unbedingt schaffen will", sagt Fasching, der vor Abnützungserscheinungen großen Respekt hat. "Ich habe auch nicht mehr Hinterteile und Gelenke als jeder andere Mensch", so Fasching, der St. Petersburg "so gesund wie möglich" erreichen will.
400 bis 500 Kilometer möchte der 46-Jährige bei lediglich dreieinhalb Stunden Schlaf pro Tag zurücklegen und so die schweißtreibende Reise, Russia coast to coast, nach 25 Tagen einem Ende zugeführt haben.
Dreifacher Race-Across-America-Sieger
Achtmal durchquerte Fasching bereits die USA im Rahmen des Race Across America, achtmal stand er beim wohl härtesten Radrennen dieses Planeten am Podest, dreimal ganz oben. Er war 24-Stunden-Straßen-Weltmeister, schaffte dabei in nur einem Tag unglaubliche 856 Kilometer, er hielt den Rekord beim Radrennen quer durch Australien und war als Besteiger der "Seven Summits", der jeweils höchsten Gipfel der sieben Kontinente, 2001 als 13. Österreicher auch am Mount Everest.
In seiner sehr aktiven Laufbahn, die er eigentlich schon 2007 beendet hat, ist er mehr als 650.000 Kilometer geradelt, das entspricht in etwa 16 Erdumkreisungen. Allein mit seinen Teilnahmen am Race Across America hat er 280.000 Höhenmeter absolviert, was vergleichbar wäre mit 32 Besteigungen des größten Bergs der Welt.
In den letzten Jahren hat der gelernte Maler und Anstreicher, Einzelhandelskaufmann und Hubschrauberpilot umgesattelt und sich zum Bestsellerautor ("Du schaffst was Du willst", "Leben am Limit", "Erfolgsfaktor Kopf") gemausert. Außerdem gibt er seine Erfahrungen als gefragter Vortragender und Leiter von Motivationsseminaren für Institutionen und Unternehmen aus Österreich und Deutschland weiter.
Sieben Zeitzonen
Wenn sich Fasching am 23. Juli auf seinen Drahtesel schwingt, hat er entlang der Route der transsibirischen Eisenbahn sieben zu durchquerende Zeitzonen vor sich. Pro Tag wird er zwischen 16.000 und 18.000 Kalorien verbrennen. Wer das Abenteuer bequem von zu Hause oder unterwegs mitverfolgen will, kann dies mittels einer Livetracking-App tun. Begleitet wird der Wahloberösterreicher vom Austriateam, dessen Gründer Andreas Sachs das "Race Across Russia" 2013 initiierte und selbst mit einem Vierer-Team das riesige Land mit dem Rad durchquerte.
Seine Muskelkraft stellt Fasching für das Charity-Projekt "Starke Muskel für Schwache" zugunsten der Österreichischen Muskelforschung zur Verfügung, dabei können Charity-Kilometer um einen Euro pro 1000 m erworben werden. Das Projekt steht unter der Patronanz von Russlands Eishockeylegende Wjatscheslaw Fetissow, dem zweifachen Olympiasieger, siebenfachen Weltmeister und zweifachen Stanley-Cupsieger.
Fasching möchte das Menschenmögliche ausloten und mit der verbindenden Wirkung des Sports Brücken zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen bauen. Eine kolossale Herausforderung, die wie geschaffen scheint für den umtriebigen Extremsportler. (Thomas Hirner, DER STANDARD, 22.5.2014)