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Ab 2015 könnten die ersten mit Flüssigerdgas betriebenen Güterschiffe auf der Donau fahren. Sie sind leiser und stoßen kaum Schwefel und Stickoxide aus.

Foto: picturedesk/Zoltan Okolicsanyi / ChromOrange

Mit Erdgas betriebene Autos sind längst keine Seltenheit mehr. Nun soll der alternative Treibstoff auch im Binnenschiffverkehr zum Einsatz kommen. Denn Diesel ist teuer; er schlägt mit rund 60 Prozent der Gesamtkosten eines einzelnen Gütertransports auf der Donau zu Buche. Erdgas (in seiner flüssigen Form als Liquified Natural Gas, LNG) ist um 20 bis 30 Prozent billiger als Diesel und als Energielieferant wesentlich umweltfreundlicher. In Europa versucht man daher, die Schiffe nach und nach auf LNG-Betrieb umzustellen.

Beispielsweise die in Wien ansässige Pro Danube International, eine in Österreich gegründete private Initiative zur Förderung der Donauschifffahrt: Sie hat von der EU-Kommission Mitte des Vorjahres den Auftrag erhalten, gemeinsam mit Partnern aus zwölf Ländern einen Masterplan für die Anwendung von LNG als Antriebsmittel von Binnenschiffen zu erstellen. Seit Mitte des Vorjahres ist die Pro Danube Management GmbH als operative Gesellschaft unter dem Dach von Pro Danube International mit der Erstellung dieses Masterplans beschäftigt. 33 Partner sind involviert.

EU-Kommission finanziert Masterplan

Konkret gehe es um die Ausrüstung der Schiffe mit erdgasbetriebenen Motoren, die Errichtung von Tankstellen entlang des Rheins und der Donau und den Bau von Terminals für die Lagerung von Erdgas im Hinterland, erklärt Manfred Seitz, Geschäftsführer von Pro Danube Management, die das Projekt gemeinsam mit dem Hafen Rotterdam koordiniert. Die EU-Kommission finanziert den Masterplan mit 40 Mio. Euro.

Bis Ende 2015 soll der Plan fertiggestellt sein und eine Entscheidungsgrundlage für weitere politische und organisatorische Schritte liefern. Das größte Problem: Die meisten Schifffahrtsunternehmen können sich die erforderlichen Investitionen nicht ohne Weiteres leisten. Selbst für die größeren Reedereien ist die Umrüstung ein Problem. "Der Plan soll daher auch Empfehlungen enthalten, mit welchen finanziellen Anreizen die Umrüstung in großem Stil bewirkt werden kann", sagt Seitz.

Hochseeschifffahrt zuerst

Ein großes Thema ist flüssiges Erdgas in der Hochseeschifffahrt vor allem wegen der ab 2015 in Kraft tretenden Beschränkungen der Schadstoffemissionen - besonders in der Nord- und Ostsee: Die dort fahrenden Reeder sind dabei, ihre Schiffe auf den kostengünstigeren und umweltfreundlicheren Treibstoff umzurüsten.

Seitz kann sich gut vorstellen, dass ab 2015 die ersten mit Flüssigerdgas betriebenen Schiffe auf der Donau fahren: "Die Wirtschaftlichkeit ist unbestritten. Bei großen Schiffen rechnet sich die Umrüstung. Bei kleineren Schiffen steht weniger die Umrüstung bestehender Flotten im Vordergrund als vielmehr die Neubeschaffung von Schiffen mit LNG-Antrieb." Diese Güterschiffe sind leiser und stoßen kaum Schwefel und Stickoxide aus. Flüssigerdgas kommt dem Umweltschutzgedanken entgegen: Die CO2-Emissionen sinken bei LNG-Antrieb um rund 15 Prozent, wie Experten errechnet haben.

Tankschiff vom türkischen Terminal

Seitz legt eine Europakarte auf den Tisch und zeigt auf die Häfen Rotterdam, Antwerpen, Mannheim, Straßburg, Basel, Constant, a in Rumänien und Russe in Bulgarien. Dort werden LNG-Bunkerstationen bzw. LNG-Terminals entstehen. Für die Donau soll zunächst LNG mit einem Tankschiff vom türkischen Terminal im Großraum Istanbul nach Constant, a geschifft werden; in der Startphase erfolgt die Bedienung des Terminals Russe. Im Rahmen des Projektes werden weitere LNG-Umschlagspunkte in Wien und Linz sowie im slowakischen Komarno und dem rumänischen Galati analysiert und geplant.

In Europas größtem Hochseehafen Rotterdam gibt es seit 2011 einen Terminal für Flüssigerdgas: Hier können die ersten LNG-betriebenen Binnenschiffe bunkern, sprich tanken. (Markus Trostmann, DER STANDARD, XY)