Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt hunderttausenden Hochrisikopatienten für HIV, sich bei ungeschützem Geschlechtsverkehr mit Tabletten zu schützen. Wie die "New York Times" berichtete, zeigt eine Studie, dass 99 Prozent der HIV-gefährdeten Studienteilnehmer sich mit dem antiviralen Wirkstoff Truvada vor einer Ansteckung schützen konnten. Bisher galten Kondome als einziges sicheres Mittel, um sich gegen eine Aids-Infektion zu schützen.
Deutlicher Anstieg
Sollten sich Ärzte und Betroffene an die Empfehlungen der Centers for Disease Control and Prevention halten, würden die Verordnungen von Truvada von derzeit unter 10.000 auf 500.000 Packungen jährlich ansteigen. Das Medikament kostet zwar 13.000 Dollar (9.500 Euro) pro Jahr, wird aber mittlerweile von den meisten Versicherungen bezahlt. Empfohlen wird das Medikament homosexuellen und bisexuellen Männern, die ungeschützen Geschlechtsverkehr haben, sowie Drogenabhängigen und ihren Geschlechtspartnern.
Trotz langjähriger Bemühungen stagnieren die HIV-Infektionszahlen in den USA bei jährlich etwa 50.000 Infektionen. Weil laut einer Studie die Verwendung von Kondomen bei homosexuellen Männern zurückgegangen ist, setzen Ärzte und Gesundheitssystem nun große Hoffnungen in das nun auch offiziell propagierte Mittel. Die CDC empfiehlt aber auch bei Truvada-Einnahme die zusätzliche Verwendung eines Kondoms.
Viel Kritik
Kritische Stimmen wie Michael Weinstein, Leiter der Aids Healthcare Foundation, warnen davor, dass die "Partydroge" Homosexuelle dazu verleiten könnte, auf Kondome gänzlich zu verzichten. Steigende Aidszahlen wären dann die Folge und würden genau den gegenteiligen Effekt bewirken.
Truvada, eine Kombination von Tenofovir und Emtricitabine, gilt als relativ sicher und nebenwirkungsarm. In Entwicklungsländern wird es schon länger angewendet, um Aids zu behandeln. Truvada-Hersteller Gilead hat es bislang aber nie als Mittel zur Prophylaxe, sondern nur zur Behandlung beworben. (red, derStandard.at, 15.5.2014)