Die schnörkellose, klare Linie scheint beinahe von der Bauhausästhetik inspiriert. Doch mit dem Sportsvan wird man nicht so oft ins Bauhaus fahren – dazu ist er nun fast schon zu fein

Ich wusste nicht, wie vieler Dinge ich bedarf, ehe ich sie kannte. So oder ähnlich geht eine alte chas­sidische Geschichte. Allerdings funktioniert das gegenwärtige weltweite Wirtschaften auf ebendiesem Prinzip. Es gibt immer mehr Zeugs, das – wie uns die Werbung pausenlos eintrichtert – wir un­bedingt zu brauchen haben.

Foto: volkswagen

Etliches davon will der solcherart er- und überzeugte Homo consumens (Erich Fromm, „Ich bin, was ich habe") in keiner Lebenssituation missen, etliches kommt durch fortgesetzten Konsum täglich hinzu, und da haben wir den Salat: wohin mit all dem Zeugs?

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Die Autoindustrie, die bekanntlich nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen ist, liefert vorbildlicherweise etliche zu diesem Lebensgefühl passende mobile Gefährte(n), sozusagen Zeugen des Zeugs und der Zeugvermehrung: Kombis, SUVs, Vans. Letztere sind angesichts des SUV-Booms ein bisserl aus der Mode gekommen, mal sehen, wie sich das Segment weiterentwickelt.

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VW kann das 1.) gelassen angehen, da im SUV-Bereich bestens aufgestellt, und bedient 2.) das Van-Thema weiterhin in zwei Dimensionen. Per Sharan und, ab Juni und eine ganze Nummer kompakter, Golf Sportsvan.

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Sportlich? Jedenfalls im Sinne des „S" (=Sports) im Kürzel SUV. Denn im Nachfolger des Golf Plus, der mit über 900.000 verkauften Exemplaren erfolgreicher war, als man meinen möchte, sitzt es sich sechs Zentimeter höher als im „normalen" Golf. Das erleichtert das Einsteigen, gibt ein gewisses Plus an Übersicht und ist eben einer jener Punkte, den die Klientel an den SUVs so schätzt.

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2004 war der Golf Plus eine ­eilig nachgereichte Reaktion auf den seinerzeitigen Hochbau-Golf-Gegner Peugeot 307, der nach oben hin viel Platz für Hüte bot und ein neues Raumgefühl in die Hütte brachte, die Kunden liebten das, zumindest ein Weilchen. Des Plus weitere Pluspunkte seinerzeit waren (und sind es auch beim Sportsvan) ein hochvariabler Innenraum und eine ausgefuchste Ergonomie. Als hauptsächliches Minus ließen sich auserlesene Fadesse und Biederkeit attestieren.

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Dagegen ist der Sportsvan fast eine Designoffenbarung. Klare, schnörkellose, wie von der Bauhausästhetik inspirierte Lineatur, Form trifft Funktion.

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Allerdings, und damit ein weiterer Aspekt, in dem der Sportsvan den Golf Plus überflügelt, legt der Neue inzwischen eine Art von zarter Noblesse selbst in der Kofferraumverkleidung an den Tag, die Besuche im Bauhaus und Transport von Bauzeugs wie Farbkübel oder Zementsäcke weniger ratsam sein lässt. Was soll's, wir alle werden bekanntlich immer nobler, und fürs Grobe gibt es ja noch den Caddy.

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Weitere Attribute der Höherpositionierung sind etliche bisher eher in der Premiumliga beheimatete Assistenzsysteme – etwa ein Ausparkassistent, der einem zuverlässig zuflüstert, ob hinten was kommt. Auch bei den Motoren lässt VW sich nicht lumpen, in dem Punkt ist dieser Van mehr als zeitgemäß: Die zwei Benziner und drei Diesel, die zunächst zum Einsatz kommen, brauchen bis zu 20 Prozent weniger Sprit als bisher. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 16.5.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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