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Hochwasser in Rajlovac, einem Vorort Sarajevos.

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Das bosnische Militär musste ausrücken.

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In Graz deckte "Yvette" ein Hausdach ab.

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Auf Elektrizitätsleitungen gestürzte Bäume sorgten in der Steiermark und im Burgenland für Stromausfälle.

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Wien/Sarajevo/Belgrad - Das mächtige Sturmtief "Yvette" hatte am Donnerstag über der Balkanhalbinsel und Südösterreich schwere Auswirkungen: Anhaltende schwere Regenfälle haben am Mittwoch zu Überschwemmungen in Bosnien und Serbien geführt. Nach Angaben der Hydrometeorologischen Anstalt in Sarajevo ist Bosnien in den vergangenen 48 Stunden mit den schwersten Regenfällen konfrontiert worden, die seit 1892 gemessen wurden.

In einzelnen Regionen Nord- und Ostbosniens sind in diesen zwei Tagen bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Der monatliche Durchschnitt würde die Hälfte davon ausmachen. Am schlimmsten war am Donnerstag die Situation am Fluss Bosna, der mit dem Wasserstand von knapp fünf Metern an einzelnen Stellen seinen Rekordpegel seit Jahren erreichte. Die Stadt Maglaj mit etwa 25.000 Einwohnern stand laut jüngsten Medienberichten vollkommen unter Wasser, in Erwartung der Evakuierung haben sich Stadteinwohner auf die Hausdächer gerettet.

Drveniji most in Gefahr

Heikel war die Hochwasserlage auch in der Hauptstadt Sarajevo und dem nordöstlich liegenden Tuzla. Der Wasserstand des durch Sarajevo fließenden Flusses Miljacka lag sogar 170 Zentimeter über dem Normalpegel. Von einer Überschwemmung bedroht war die unter Österreich-Ungarn 1898 errichtete einstige Holzbrücke (Drveniji most), die inzwischen eine Betonkonstruktion hat. In mehreren Vierteln Sarajevos kam es zu Stromausfällen. Überschwemmt wurden auch Industrieanlagen.

Auf dem Gebiet von Tuzla standen am Mittwoch 40 Hektar Ackerland unter Wasser. Hochwassergefahr wurde unterdessen auch aus Westserbien gemeldet. Schwere Regenfälle werden auch noch in den nächsten beiden Tagen erwartet.

Zwei Tote in Serbien

Auch im Nachbarstaat Serbien sorgten die Überschwemmungen für eine Ausnahmesituation. Die Regierung hat deshalb im ganzen Land den Notstand ausgerufen. Die EU-Kommission, die russische und die slowenische Regierung wurden gleichzeitig um Hilfe ersucht, berichtete der staatliche TV-Sender RTS. Am heikelsten war die Situation in der Umgebung Belgrads und im Westen des Landes.

Bis in die frühen Nachmittagsstunden wurden zwei Todesopfer, darunter ein Feuerwehrmann, der im Rettungseinsatz war, bestätigt. Mehr als 100.000 Haushalte blieben landesweit ohne Strom. In etwa 400 Volks- und Mittelschulen gab es am Donnerstag keinen Unterricht. Wichtigste Verkehrswege von Belgrad Richtung Montenegro und Südostserbien wurden gesperrt.

Ministerpräsident Aleksandar Vucic hat die Überschwemmungen und starke Regenfälle unterdessen als die "katastrophalsten", die je registriert worden seien, bezeichnet. Wetterprognosen zufolge ist auch in den kommenden zwei Tagen mit weiteren Nierderschlägen zu rechnen.

4000 Haushalte in der Steiermark ohne Strom

Die Stürme haben auch in Österreich für Probleme gesorgt. Sturmbedingte Schäden an Stromleitungen waren am Donnerstag für lokale Stromausfälle in der Steiermark verantwortlich. Wie der Landesenergieversorger Energie Steiermark mitteilte, waren im Raum Weiz und Schöckl nördlich von Graz bis zu 4000 Haushalte ohne Strom.

Auch die Gondelbahn auf den Schöckl stand still. Wie ein Sprecher der Energie Steiermark sagte, waren Bäume durch den Starkregen der vergangenen Tage teilweise entwurzelt, weshalb sie einer weiteren Belastung durch den Wind nicht mehr standhielten. Ein 100-köpfiges Montageteam wurde um weitere 50 Kräfte aufgestockt. Am Nachmittag entspannte sich die Lage leicht: 2.500 Haushalte waren noch ohne elektrische Energie.

Am Nachmittag musste die Feuerwehr zu einem Einsatz in Graz-Eggenberg ausrücken, wo ein rund 600 Quadratmeter großes Flachdach eines Reihenhauses von einer Sturmböe abgedeckt und in den Hof geworfen wurde. Wegen einer starken Windböe verlor Mittwochnachmittag eine 18-Jährige in der Südsteiermark die Herrschaft über ihr Auto und landete in einem Acker. Sie wurde unbestimmten Grades verletzt.

Betroffen von den starken Winden war auch der Zugverkehr: Die Bahnstrecke zwischen Mureck und Bad Radkersburg musste für Wartungsarbeiten eineinhalb Stunden gesperrt werden. In Salla im Bezirk Voitsberg wurde laut "Kleine Zeitung online" für Freitag schulfrei gegeben.  Auswirkungen hatte der Sturm auf diverse Veranstaltungen: Der Businesslauf wurde auf Montag verschoben, der Hauptplatz wurde vorübergehend gesperrt, weil der Maibaum von der Feuerwehr gesichert werden musste.

Umgestürzte Bäume im Südburgenland

Im Burgenland waren bis zum späten Donnerstagnachmittag mehrere Feuerwehren im Einsatz, um die Folgen des Sturmes zu beseitigen. Die Lage habe sich vorerst "einigermaßen beruhigt", hieß es aus der Landessicherheitszentrale (LSZ) Burgenland auf APA-Anfrage. "Entwarnung geben wir auf gar keinen Fall", fügte ein Sprecher hinzu.

Die Arbeiten konzentrierten sich auf die Bezirke Güssing und Oberwart, wo weiterhin umgestürzte Bäume weggeräumt werden mussten. Am frühen Nachmittag war für die Feuerwehr die Arbeit in Pöttsching (Bezirk Mattersburg) beendet, wo die Helfer das Blechdach der Volksschule gegen den starken Wind absicherten. Insgesamt waren die Feuerwehren im Burgenland seit Mittwochabend etwa 50 mal im Einsatz.

Der Sturm hatte im Landessüden am Donnerstag einige Unterbrechungen der Stromversorgung zur Folge. Bei der Energie Burgenland wurden die Einsatzkräfte verstärkt. Störungen würden innerhalb kürzester Zeit behoben, so eine Unternehmenssprecherin. Problematisch sei in erster Linie nicht der Wind, sondern der durch den anhaltenden Regen aufgeweichte Boden: "Dadurch ist das Risiko, dass ein Baum in eine Leitung fällt, viel größer."

Auswirkungen auch in Kärnten und Wien

Der Sturm hat am Donnerstag auch in Kärnten Schäden angerichtet. In Prebl bei Wolfsberg stürzte eine morsche Fichte auf das Dach eines Einfamilienhauses. Der Schaden ist beträchtlich, verletzt wurde niemand. Im Gailtal blockierte eine umgestürzte Tanne die Gleisanlagen der Gailtalbahn.

Ein Regionalzug, der gerade in Richtung Villach unterwegs war, konnte nicht mehr bremsen. Der Zug wurde vom Baum gestreift, dabei entstand aber nur geringer Sachschaden. Die Insassen der Zuggarnitur kamen mit dem Schrecken davon. Im ganzen Land waren die Feuerwehren in Alarmbereitschaft, umgerissene Bäume mussten von Straßen entfernt werden, einige fielen auch auf Stromleitungen. Größere Schäden blieben vorerst aber aus.

In Wien wurde das für Freitag und Samstag angesetzte 35. Österreichische Blasmusikfestival ersatzlos abgesagt. Grund dafür ist die aktuelle Schlechtwetterprognose, wie die Stadt Wien am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte.

Wetterwarnungen bis Samstag

Für Donnerstag bis Samstag hat die ZAMG vor Starkregen an der Nordseite der Alpen und im Osten Österreichs gewarnt. Für den Osten und Süden wurden außerdem Sturmwarnungen ausgegeben. Es müsse mit Problemen durch umstürzende Bäume und Muren und mit zumindest kleinräumigen Überschwemmungen gerechnet werden. (APA/red, derStandard.at, 15.5.2014)