Wien - Zuerst das Positive, ganz dem selbstauferlegten wertschätzenden Umgang miteinander geschuldet: Die von Familienministerin Sophie Karmasin geplante Aufwertung der Tageseltern (durch Übernahme der Ausbildungskosten) und die Forcierung gemeindeübergreifender Kooperationen gefallen den Neos. Und auch die von der ÖVP-nahen Ressortchefin neu entdeckte Sensibilität für Worte kommt gut an: Schließlich ist im aktuell vorliegenden Begutachtungsentwurf zum "Ausbau des institutionellen Kinderbetreuungsangebots" stets vom "Ausbau des Kinderbildungs- und -betreuungsangebots" die Rede, wenn es um jene 350 Millionen Euro geht, die bis 2017 in den elementaren Bildungsbereich fließen sollen.

Das war's dann aber auch schon mit der rosa Begeisterung. In zentralen inhaltlichen Bereichen findet Beate Meinl-Reisinger, stellvertretende Vorsitzende der Neos, im Gespräch mit dem STANDARD klare Worte der Kritik.

So hält sie die nicht erfolgte Verknüpfung der Bund-Länder-Vereinbarung mit der Etablierung eines seit Jahren geforderten und versprochenen bundesweiten Qualitätsrahmenplans für eine "vertane Chance". Zwar sind solche bundesländerübergreifenden Standards auch unter Karmasin geplant - allerdings jetzt erst für 2016. Dass bis dahin die Verbesserung des Betreuungsschlüssels in Kindergartengruppen dem Prinzip der Freiwilligkeit unterliegt, verstehen die Neos nicht: "Was hat man denn dann noch für ein Druckmittel?"

Auch wenn von einem "bedarfsorientierten Angebot für Eltern" die Rede ist, regt sich rosa Unverständnis: "Die alte Diskussion über die Bedarfsorientierung ist total absurd", sagt Meinl-Reisinger, damit werde lediglich am traditionellen schwarzen Familienbild festgehalten. (Karin Riss, DER STANDARD, 15.5.2014)