Vermutlich mit einer Spitzhacke eingeschlagen: ein Mahnmal für Euthanasie-Opfer im Kurgarten des Salzburger Schlosses Mirabell.

Foto: Personenkomitee Stolpersteine

Salzburg/Linz - Es ist der Höhepunkt einer ganzen Serie von rechtsextremen Vandalenakten in der Stadt Salzburg: In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde das Denkmal für Euthanasieopfer im unmittelbar an das Schloss Mirabell angrenzenden Kurgarten schwer beschädigt.

Das Denkmal muss mit massiver Gewalteinwirkung attackiert worden sein. Vonseiten der Stadtverwaltung wird vermutet, dass der oder die Täter mit einer Spitzhacke vorgegangen sind. Rätselhaft ist, wie die Schändung des Mahnmals unbeobachtet erfolgen konnte, die Glasstele steht frei sichtbar nahe einer stark frequentierten Straße in unmittelbarer Nähe zum Sitz der Stadtregierung, dem Schloss Mirabell.

Das vom Linzer Künstler Otto Saxinger gestaltete Mahnmal wurde 1991 errichtet. Es erinnert an jene 500 Menschen, die 50 Jahre davor von den Nationalsozialisten aus der "Landesheilanstalt für Geistes- und Gemütskranke" nach Schloss Hartheim bei Linz deportiert worden waren und dort im Rahmen der Aktion "T4" ermordet wurden. Eine Sand-Asche-Schüttung im Inneren des Glasquaders symbolisiert die Opfer der NS-Morde. Um weitere Schäden durch Regenwasser zu verhindern, haben Magistratsmitarbeiter das Denkmal inzwischen mit einer Schutzhülle abgedeckt.

Dem jüngsten Vandalenakt geht eine lange Serie voraus: In mehreren Wellen - zuletzt Anfang Mai - wurden Stolpersteine, die an Nazi-Opfer erinnern, beschmiert. Die Synagoge und die Israelitische Kultusgemeinde waren ebenso Ziel von Angriffen wie das antifaschistische Mahnmal am Kommunalfriedhof.

Auch die Notschlafstelle der Caritas wurde mit Nazi-Parolen beschmiert. In dieser sind teilweise Bettler aus Rumänien untergebracht.

Kritik an der Polizei

Mit der Verhaftung von zwei jungen Männern vergangenes Jahr ist der Polizei zwar ein kurzfristiger Fahndungserfolg gelungen, die rechtsextreme Szene ließ sich davon freilich nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Die Aktionen wurden häufiger und brutaler. Auch im vorliegenden Fall spricht die Polizei von Ermittlungen in alle Richtungen. Konkrete Anhaltspunkte dürften die Verfassungsschützer aber nicht haben.

Die Stadt-Grünen üben in diesem Zusammenhang deutliche Kritik an der Salzburger Polizeispitze: Nazischmierereien gehörten inzwischen zum Alltag. "Landespolizeidirektor Ruf ist aufgefordert, genügend Personal zur Verfügung zu stellen, dass diese Schandtaten endlich rasch ein Ende haben und die Täter dingfest gemacht werden", heißt es in einer Stellungnahme zur Beschädigung des Euthanasiedenkmals.

Der ressortzuständige Vizebürgermeister Harald Preuner (ÖVP) hat eine rasche Instandsetzung des Denkmals "als deutliches Zeichen" angekündigt.

5000 Euro Belohnung

Ebenfalls noch keine Spur hat die Polizei bei der Schmieraktion im ehemaligen KZ-Mauthausen. In der Nacht auf Freitag hatten Unbekannte hinter dem tschechoslowakischen Denkmal einen 20 Meter langen, gegen Türken gerichteten Schriftzug aufgesprüht.

Am Samstag wurde dann noch ein Hakenkreuz auf einem türkischen Kindergrabstein entdeckt. Das Innenministerium und der Verfassungsschutz haben für zweckdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 5000 Euro ausgelobt. (Thomas Neuhold Kerstin Scheller, DER STANDARD, 15.5.2014)