Mit Medikamenten den Blutdruck zu senken vermindert das Herzinfarktrisiko.

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Medikamente, die den Blutdruck und die Blutfette senken, wirken nicht nur an ihrer Zielstruktur, sondern beeinflussen darüber hinaus vielfältige Stoffwechselwege. Hinweise darauf konnte ein Forscherteam des Helmholtz Zentrums München anhand von veränderten Stoffwechselprodukten bei Einnahme dieser Medikamente finden.

Die Daten tragen zu einem umfassenderen Verständnis der Wirkweise dieser häufig verschriebenen Medikamentengruppen bei, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "European Journal of Epidemiology".

Komplexe Parameter

Die Wissenschafter des Helmholtz Zentrums München führten bei über 1700 Teilnehmern der bevölkerungsbasierten KORA-Studie Messungen verschiedener Stoffwechselprodukte (Zwischenprodukte wie Aminosäuren, Kohlenhydrate, Vitamine, Fettsäuren oder DNA-Bausteine) durch.

Anschließend verglichen sie diese Daten mit der Einnahme von Medikamenten gegen einen erhöhten Blutdruck oder erhöhte Blutfettwerte. Auch andere Einflüsse auf den Stoffwechsel wie Alter, Geschlecht, Körpergewicht oder Lebensstil wurden bei der Auswertung berücksichtigt.

Medikamente wirken umfassen

Auf der Grundlage der bevölkerungsbasierten Daten, die unter Alltagsbedingungen erhoben wurden, konnte das Team um Elisabeth Altmaier, Gabi Kastenmüller und Christian Gieger mögliche neue Zusammenhänge zwischen den Medikamenten und einer veränderten Stoffwechselleistung feststellen. "Die Medikamente beeinflussen den Stoffwechsel auf vielfältige Weise", so Erstautorin Altmaier.

"Unsere Ergebnisse liefern wichtige Einblicke in die komplexe Wirkweise dieser Medikamentengruppen, die über ihre blutdruck- bzw. fettsenkenden Effekte hinausgeht." So wurden beispielsweise bei Einnahme von Betablockern - Wirkstoffe, die den Blutduckt senken - erniedrigte Spiegel freier Fettsäuren im Blut beobachtet.

Auf dem Weg zur Personalisierung

Die untersuchten Wirkstoffe, wie Betablocker oder Statine, gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Umfassende Erkenntnisse zu den beeinflussten Signalwegen ermöglichen es, Wirkungen sowie Nebenwirkungen abschätzen zu können. "Wenn wir das gesamte Wirkspektrum einer Substanz kennen, können wir Medikamente gezielter, das heißt im Sinne einer individualisierten Therapie einsetzen", resümiert Altmaier. (idw/red, derStandard.at, 14.5.2014)