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Gasknoten Baumgarten an der österreichisch-slowakischen Grenze: Fast ein Drittel der russischen West-Exporte gehen da durch.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Wien - Wirtschaftlich läuft es für die OMV derzeit nicht besonders gut. Die an sich lukrative Ölförderung, auf die sich Österreichs größter Industriekonzern seit dem Strategieschwenk vor drei Jahren konzentriert, erleidet immer wieder Rückschläge. In Libyen etwa stehen die Produktionsanlagen seit März still; auch im Jemen ist das Bild mehr als düster.

Zu allem Überfluss befinden sich auch die Raffineriemargen im Keller: Je Fass (159 Liter), das die OMV im ersten Quartal 2014 in der Raffinerie verarbeitet hat, sprangen im Durchschnitt nur 1,63 Dollar (1,18 Euro) heraus. Zum Vergleich: Im vierten Quartal 2008 waren es noch 7,25 Dollar. Ganz zu schweigen vom Gasgeschäft. Der einstige Geldbringer ist mit den Umwälzungen am Gasmarkt zum großen Sorgenkind geworden. Da kommt Gasprom ins Spiel.

Der teilstaatliche russische Konzern, von manchen auch als verlängerter Arm des Kremls bezeichnet, musste der OMV und anderen europäischen Gasabnehmern preislich entgegenkommen, sonst wären die Bilanzen der Energiekonzerne und nachgelagerter Abnehmer wie Kraftwerksbetreiber nicht nur rot, sondern blutrot ausgefallen. Günstiges Schiefergas in den USA ließen viele für Nordamerika bestimmte Flüssiggasschiffe in Europa anlanden. Die Folge: Gas, das pro Kubikmeter deutlich billiger ist als die mit Russland langfristig vereinbarten Liefermengen.

Österreich war 1968 das erste Land außerhalb des kommunistischen Wirtschaftspakts Comecon, das Gas aus Russland bezogen hat. Erst 2006 wurden die Bezugsverträge bis 2027 verlängert.

Mehr als Wirtschaft

OMV und Gasprom verbindet mehr als ein wirtschaftlicher Strang. "Es ist so etwas wie Emotion dabei", sagte ein Insider dem Standard. Dass nun offenbar in einem Paket die Verlängerung der Southstream-Pipeline bis zum Gasknoten Baumgarten, eine Beteiligung am Gas-Hub ebendort und an OMV-Speichern vereinbart wurde, überrascht und überrascht auch wieder nicht. Mit Aufgabe des Nabucco-Projekts einer Pipeline von der Kaspischen Region nach Baumgarten ist die OMV (hält 65 Prozent am Gas-Hub, Wiener Börse 20, slowakische Eustream 15 Prozent) um anderweitige Belebung des Knotens bemüht. Dass über Southstream auch wieder Gas aus Russland strömen und somit die Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten zementiert würde - die Macht des Faktischen scheint größer als der Wille zur Diversifizierung.

Auch die Einladung an Gasprom, Gas in den OMV-Speichern einzulagern, ist durch das derzeit enden wollende Interesse anderer Anbieter an Speicherkapazitäten verständlich. Was überrascht, ist der Zeitpunkt, zu dem das hinausposaunt wird. Zwischen Russland und der Ukraine war die Spannung noch nie so groß wie jetzt, und niemand weiß, was die nächsten Tage, Wochen und Monate noch bringen. Zu glauben, dass die EU-Kommission in dieser Situation einen genehmigungspflichtigen Deal durchwinkt, ist naiv. Es wird eine Beruhigung im Verhältnis Russland-Ukraine eintreten müssen, bevor Brüssel den Gesprächsfaden aufnehmen wird. Die OMV ficht das offenbar nicht an. Der Konzern kann von anderen Problemen ablenken. (Günther Strobl, DER STANDARD, 14.5.2014)