Heldenbilder mit heroischer Musikbeschallung: Museum des mazedonischen Kampfes (Monograph Edition).

Foto: Aleksandar Gjorgjiev

Mazedonischer Held Iliya Markov von Aleksey Kupakov.

Foto: Skopje Museum

Es gibt wahrscheinlich kein zweites Land auf dieser Welt, das so viele Helden hat. Zumindest kann man zu diesem Schluss kommen, wenn man durch die Straßen der mazedonischen Hauptstadt geht oder das "Museum des mazedonischen Kampfes" besucht. Es gibt hier Zaren und Dichter, Priester und Kämpfer, die in den vergangenen Jahren wie Playmobil über der Stadt verstreut wurden. In dem Museumsbau, der am Ufer des Flusses Vardar liegt, hat sich die Regierungspartei VMRO-DPMNE ein Denkmal gesetzt.

Ihr geht es darum, eine Geschichte des Landes zu konstruieren, die hundert Jahre "Befreiungskampf" umfasst, mit dem sich die Partei identifiziert, indem sie sich auf die Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Rebellenorganisation "Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation" bezieht. Diese exklusive Geschichtsinterpretation schließt nicht nur die Albaner und nicht-nationalistische slawische Mazedonier aus, ihre architektonische Inszenierung will auch alle anderen historischen Ereignisse und Bauten der Stadt überdecken. In dem Museum werden riesige, erst kürzlich von vorwiegend ukrainischen und russischen Künstlern gemalte Ölbilder gezeigt, die "die Geschichte der Auftraggebernation in ein neues Licht stellt, das zwischen Opferkult und Heldentum oszilliert", wie die Slawistin Tanja Zimmermann ausführt. Zunächst geht es ausführlich um den Kampf gegen die Osmanen.

Allein gegen die Osmanen

"Wir haben allein gegen das große Imperium gekämpft, aber wir hatten keine Chance", sagt der Museumsführer, der durch die mit Heldenmusik beschallten Räume führt. Sein "wir" insinuiert Kontinuität bis zur heutigen Zeit. Es geht autoritär zu. Man darf weder ohne Museumsführer durch die Räume gehen, noch darf man Fotos von den Gemälden oder den 109 Wachsfiguren machen.

Auffallend sind auch die Bildunterschriften. Neben dem Namen des Künstlers steht nicht die Jahreszahl der Entstehung des Bildes, sondern das Datum des historischen Ereignisses. So werde implizit vorgetäuscht, dass es in Mazedonien ab dem 19. Jahrhundert "eine Historienmalerei zu nationalen Themen gegeben habe", analysiert Zimmermann. Was ganz einfach nicht stimmt.

Ein todesmutiger Osmanen-Bekämpfer nach dem anderen wird in Szene gesetzt, so als müsste die Welt endlich von Dimitar Mechev erfahren, einem Attentäter aus Thessaloniki, der Anfang des 20. Jahrhunderts Bombenanschläge verübte. Die meisten Bilder zeigen blutige Kämpfe, Selbstmordattentate, lauter Getötete. Im historischen Gruselkabinett hängt eine "exekutierte" Wachspuppe von der Decke. Man erschrickt zuweilen, wenn man in den halbdunklen Räumen einer der Figuren begegnet, weil man nicht weiß, ob sie nicht doch lebendig sind. Eine Nation inszeniere hier ihre Selbstfindung als "Auferweckung", meint Zimmermann.

Nach dem Widerstand gegen Serbien und den Ersten und Zweiten Weltkrieg geht es um die kommunistische Zeit. Der Museumsführer erklärt, dass es zwar "eine korrekte Entscheidung" gewesen sei, dass sich die Mazedonier den Kommunisten angeschlossen hätten, doch dann geht es um die "Opfer des Kommunismus". Das Absurde: Es werden nur mazedonische Häftlinge auf der jugoslawischen Gefängnisinsel Goli Otok angeführt, so als wäre das Gefängnis extra für die Unterdrückung der Mazedonier erbaut worden.

Das "Museum des mazedonischen Kampfes" ist nur ein Teil des großen Projekts "Skopje 2014", das der Opposition zufolge über 500 Millionen Euro gekostet haben soll. Wichtige Bauten aus jugoslawischer Zeit wie das Regierungsgebäude aus Glas, Beton und Stahl werden mit einer "klassischen Barockfassade" versehen.

Symbolische Zerstörung

Dabei ist Skopje eigentlich eine moderne Stadt. Nach dem Erdbeben 1963 bekam der japanische Architekt Kenzo Tange den Auftrag, die Stadt, die zu drei Viertel zerstört war, wieder aufzubauen. Nun wird sein Plan verfälscht. "Die Stadtplanung der jüngsten Vergangenheit dreht die Achse von Skopje in die entgegengesetzte Richtung von Tanges Masterplan und wendet sich insofern gegen die sozialistische Sozialutopie, der sie eine imperiale Denkmal- und Architekturlandschaft entgegenstellt", so Zimmermann. Es handle sich um eine "symbolische Zerstörung" der Stadt. Das Stadtzentrum werde in eine theatralische Kulisse transformiert. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 14.5.2014)