Cannes - Aristokratischen Protest, das gab es in Cannes bisher noch nicht. Das monegassische Fürstenhaus wird Mittwochabend bei der Eröffnung des 67. Filmfestivals mit Grace of Monaco keinen Vertreter schicken. Man fühle sich durch den mit Nicole Kidman als Grace Kelly / Gracia Patricia und Tim Roth als Fürst Rainier besetzten Film nicht adäquat wiedergegeben, Regisseur Olivier Dahan verdrehe die Familiengeschichte.

Das Festival wird wohl dennoch rasch zur Routine finden. Gleich in den ersten Tagen wartet der Wettbewerb mit viel Prominenz auf. Mike Leigh wird seinen Film Turner über den britischen Maler präsentieren, der große mauretanische Filmemacher Abderrahmane Sissako Timbuktu. Am Freitagabend folgt der Türke Nuri Bilge Ceylan mit seinem über drei Stunden langen Anatolien-Epos Winter Sleep, das von mancher Seite als einer der Favoriten für die Goldene Palme gehandelt wird (Vergabe am 24. Mai).

Die neuseeländische Filmemacherin Jane Campion sitzt der Jury vor, die über die 18 Wettbewerbsbeiträge entscheiden wird. Dass eine Frau an der Croisette den Vorsitz führt, wurde als Signal gewertet - Festivaldirektor Thierry Fremaux wurde in den letzten Jahren wiederholt dafür kritisiert, dass der Anteil an Regisseurinnen zu gering sei. Schon bei der Pressekonferenz im April hob er hervor, wie viele Frauen diesmal teilnehmen.

Im Wettbewerb sind es mit Naomi Kawase aus Japan und der Italienerin Alice Rohrwacher bloß zwei. Jessica Hausners Amour Fou, der einzige Beitrag aus Österreich, läuft in der Nebenschiene "Un certain regard", die mit Filmen von Lisandro Alonso, Pascale Ferran und dem Regiedebüt von Ryan Gosling dieses Jahr besonders divers besetzt ist. (kam, DER STANDARD, 14.5.2014)