Vom Google-Urteil bezüglich des "Vergessens im Netz" könnten 10.000 bis 100.000 Österreicher betroffen sein, schätzte am Dienstag der Obmann der ARGE Daten, Hans Zeger. Auf der Homepage würde man in der nächsten Zeit Musterschreiben bereitstellen sowie alle Infos bezüglich der Löschung unangenehmer Daten zusammentragen.

"Zu lange gedauert"

Zeger äußerte seine Freude über das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, musste aber zugleich den Kopf schütteln, dass dies zehn lange Jahre gedauert habe. "Wäre dies schneller passiert, die Welt würde heute anders aussehen." Google dürfte seine Informationen nicht so aggressiv verbreiten.

Urlaubshomepage oder Dating-Seite

Die ARGE Daten sei bisher mit einem ständigen Strom von Anfragen konfrontiert. Das beginne mit der Urlaubshomepage, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war und durch einen geposteten Link plötzlich bei Google gelistet wird. Ebenso wollen nicht alle ihren bisherigen beruflichen Lebensweg im Netz nachvollzogen wissen. Aber auch Einträge auf Singlebörsen oder ähnlichen Sites bereiten den Betroffenen nach Jahren nicht unbedingt ungeteilte Freude, zumal man an einige "Schmuddelseiten" nicht direkt heran käme.

Entsprechende Bitten um Löschung wurden von Google bisher "nicht einmal ignoriert". Und einen Rechtsstreit in den USA habe sich niemand trotz guter Erfolgsaussichten niemand angetan, sagte Zeger.

Musterschreiben

Mit dem nunmehrigen Löschungsanspruch gegen die Datenverarbeiter - und dazu gehören neben Google auch alle anderen Suchmaschinen - sähe die Sache nun anders aus: Man werde Musterschreiben in Deutsch und Englisch auf die ARGE Daten-Homepage stellen, kündigte Zeger an. Diese wären an die Google-Niederlassung in Österreich und die US-Zentrale zu wenden. Beilegen sollte man die entsprechenden Screen Shots, einen Identitätsnachweis sowie eine kurze Erklärung, weshalb die Einträge zu löschen seien.

Gerichtsweg

Wenn das nicht klappt, dann bleibt die Klage bei Gericht. "Wir würden anfangs Musterverfahren unterstützen", bot Zeger an. Erfahrungsgemäß würden große Unternehmen es zunächst drauf ankommen lassen und den einen oder anderen Rechtsstreit führen. Aber bald würden sie akzeptieren müssen, dass sie ihr Geschäftsmodell ändern müssen. Danach werde sich ein standardisierter Ablauf einspielen. Allerdings müsse man die Löschung bei jeder Suchmaschine extra durchsetzen. "Aber das ist überschaubar."

Google Österreich war für die APA zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. (APA, 13.5.2014)