Mannheim/Berlin - Unter dem Eindruck der Ukraine-Krise beurteilen Börsianer die Aussichten für die deutsche Wirtschaft deutlich skeptischer. Der Konjunkturoptimismus der Experten sackte auf den niedrigsten Stand seit Jänner 2013 ab, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 248 Anlegern und Analysten mitteilte.

Das Barometer für die ZEW-Konjunkturerwartungen sank im Mai von zuvor 43,2 Zählern auf 33,1 Punkte. Dies ist bereits der fünfte Rückgang in Folge. Ökonomen hatten mit 41,0 Zählern gerechnet. "Es zeichnet sich bereits ab, dass die deutsche Wirtschaft das hohe Wachstumstempo nicht halten kann", erklärte ZEW-Präsident Clemens Fuest.

Auch das deutsche Wirtschaftsministerium geht davon aus, dass die Frühjahrsbelebung im laufenden Quartal wohl schwächer verlaufen werde als üblich. Im ersten Quartal sei das Wachstum hingegen stärker ausgefallen als Ende 2013 mit 0,4 Prozent, teilte das Ministerium mit. Die offiziellen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Jänner bis März werden am Donnerstag veröffentlicht. Experten gehen von rund 0,7 Prozent Wachstum aus.

Das Ministerium betonte in seinem Monatsbericht: "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem breit angelegten Aufschwung." Dies signalisiert auch die Lage der Wirtschaft, die die vom ZEW befragten Fachleute erneut besser beurteilten. Dieses Teilbarometer kletterte überraschend deutlich um 2,6 auf 62,1 Punkte.

Euro rutscht ab

Die Finanzmärkte blicken allerdings eher auf die ZEW-Konjunkturerwartungen, die die trüberen Aussichten für die nächsten sechs Monate beschreiben. Der Euro fiel in der Spitze auf ein Fünf-Wochen-Tief von 1,3739 Dollar, auch der Aktienindex Dax bröckelte leicht ab.

"Die Unsicherheit wegen der Ukraine-Krise und die Konjunkturabkühlung in China gehen nicht spurlos an den Börsianern vorbei", sagte Chefvolkswirt Stefan Schilbe von der Privatbank HSBC Trinkaus. Allerdings sei es auch schwierig, das hohe Wachstumstempo zu halten, betonte Schilbe mit Blick auf die gute Lage. "Die deutsche Wirtschaft wird nicht mehr so schnell zulegen wie im ersten Quartal." (APA/Reuters, 13.5.2014)