Bild nicht mehr verfügbar.

Auch Tilo Berlin wirft den Bayern Fehler vor.

Foto: apa/Gert Eggenberger

Wien - Stoff für den Streit von BayernLB gegen Hypo Alpe Adria bzw. zum Ausverhandeln eines Generalvergleichs zwischen Bayern und Österreich gibt es jetzt genug. Das beinahe noch druckfrische Gutachten von Wirtschaftsprüfer Werner Festa für jenen Prozess, mit dem die BayernLB ihren Hypo-Kauf 2007 wegen Täuschung rückgängig machen wollen, umfasst rund tausend Seiten.

Festa beschäftigt sich in seiner Expertise auch mit der Frage, ob die Klägerin BayernLB für den Wertverlust der Hypo zwischen Kauf und Notverstaatlichung Ende 2009 selbst verantwortlich ist. Damit argumentiert ja, wie berichtet, die beklagte Hypo-Verkäuferin Maps, die Mitarbeiterprivatstiftung der Bank. Sie sagt, die BayernLB habe die Hypo "in die Insolvenzreife geführt" und wegen strategischer Fehler "sprichwörtlich vernichtet".

"Keine Kausalität"

Dazu führt sie etwa eine Entscheidung der Bayern vom Herbst 2008 an, wonach sie die Hypo und Südosteuropa schon damals "fallen lassen wollten" (Gutachten) und Liquidität aus der Bank abgezogen hätten. Die Bayern bestreiten das, es handle sich um "Unterstellungen". Festa hat jedenfalls auch geprüft, ob es zu so einer "Austrocknung zwecks Herbeiführung eines Liquiditätsengpasses gekommen sein könnte".

Seine Antwort: Nein.

Der "massive Wertverlust" sei "in erster Linie" dadurch eingetreten, dass die Hypo auf Südosteuropa fokussiert war, und zwar schon vor der Übernahme durch die Bayern. Die hätten die Bank ja "gerade wegen dieser bereits vorhandenen geschäftlichen Ausrichtung erworben", heißt es im Gutachten, das dem STANDARD vorliegt. Er könne anhand des Vorbringens der Maps "keine Umstände erkennen, anhand derer ich einen massiven Wertverlust kausal der BayernLB zuordnen könnte".

"Strategische Fehler" der Bayern behauptet auch Tilo Berlin, der Ex-Investor, Ex-Hypo-Chef, Ex-Maps-Vorstand und nicht rechtskräftig Verurteilte im Vorzugsaktienverfahren. Bei einer Einvernahme durch die Staatsanwaltschaft München beschrieb er die Banker aus Bayern so: "Sie waren komplett mit der Hypo überfordert. Die BayernLB hat die Hypo kopflos zurückgegeben. Es handelte sich bei den BayernLB-Leuten eher um 'Karrieristenapparatschiks'." Zur Erinnerung: Berlin, gut bekannt mit dem damaligen BayernLB-Chef Werner Schmidt, landete im Juni 2007 auf Wunsch der Deutschen im Hypo-Chefsessel. Auf der Vorschlagsliste der mit der Vorstandssuche betrauten Personalberater war er damals nicht gestanden.

Auch den von österreichischer Seite oft zitierten Entschluss der Bayern von Ende 2008 (also ein Jahr vor Verstaatlichung), sich von der Hypo und dem Südosteuropageschäft "zu trennen", hat der Sachverständige unter die Lupe genommen. Die Frage ist, flapsig ausgedrückt, ob die Bayern die Hypo schon da auf- und dem Untergang preisgegeben haben.

Festa verneint auch das. Selbst wenn es einen solchen Grundsatzbeschluss gab, würde "der allein keine Verursachung eines Wertverlusts implizieren". Zudem widerspreche es der "sachverständigen Lebenserfahrung", dass ein Kreditinstitut eine Bank, an der es beteiligt ist und die ihm viel Geld schuldet, "bewusst schwächt oder gar ruiniert und dabei einen Totalverlust der eigenen Beteiligung und Forderungen aus Kreditlinien in Kauf nimmt". Summa summarum: "Anzeichen, wonach die BayernLB ein solch dezidiert wirtschaftlich unvernünftiges Verhalten bewusst gesetzt habe", könne er, Festa, dem Akt "nicht entnehmen".

Stichwort wirtschaftlich: Das Festa-Gutachten kostet rund zwei Millionen Euro. Dem Vernehmen nach haben acht bis zehn Leute elf Monate (à 200 Stunden) daran gearbeitet. Zahlen muss das letztlich derjenige, der das Gerichtsverfahren verliert. (Renate Graber, DER STANDARD, 13.5.2014)