Diätmittelchen sehen weder gut aus, noch schmecken sie sonderlich. Die meisten Pillen und Pulver erleichtern zudem nichts außer die Brieftasche des Käufers.

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Wien - Die Konsistenz ist dickflüssig, das Pulver hat sich nicht ganz aufgelöst. Löffel um Löffel schaufeln wir weitere Berge der hellgelben Substanz ins Wasserglas. Dann der erste Schluck: Augen zu und durch. Obwohl die Packung neutralen Geschmack verspricht, erinnert das Getränk eher an Reismehl. Noch Stunden nach dem Selbstexperiment liegt uns das eigenwillige Aroma des Diätshakes auf der Zunge.

Zu schön

Nahrungsergänzungsmittel wie dieses werden vor allem von Jugendlichen gekauft. Sie vertrauen auf deren Wirkung bei der Gewichtsreduktion und glauben an die Versprechen, die ihnen die Werbung vermittelt: Abnehmen ohne großen Aufwand und Sport. Die Wundermittelchen sollen's richten. Klingt zu schön, um wahr zu sein.

In jedem Fall ist es für die Hersteller ein lukratives Geschäft: Als wir in Wien-Landstraße bei einer DM-Filiale nachfragen, bestätigt man uns, dass mit Diätmitteln mittlerweile der größte Umsatz erwirtschaftet wird. Die Käufer seien meist Jugendliche im Schulalter.

Die Palette der erhältlichen Produkte reicht von Fett-, Zucker- oder Kohlenhydratblockern bis hin zu Sättigungskapseln und "Fatburnern". Während die einen die Aufnahme von Dickmachern hemmen sollen, regen andere mit künstlichem Eiweiß den Stoffwechsel an.

Teenager mit Gicht

Die Drinks sollen zudem kalorienarme Alternativnahrung bieten und mit den enthaltenen Proteinen den Abbau von Muskelmasse verhindern. Doch die zusätzliche Eiweißzufuhr kann zu erhöhten Harnsäurewerten und infolgedessen zu einem Gichtanfall oder Harnstein führen - auch bei jungen Menschen.

"Fett- oder zuckerhemmende Pillen haben sich nicht bewährt. Sie erleichtern nur die Brieftasche", sagt die Allgemeinmedizinerin Silvia Verhas: "Einerseits sind sie durch ihre geringe Konzentration nur bedingt wirksam, andererseits können Fettblocker dazu führen, dass auch fettlösliche Vitamine vom Körper nicht aufgenommen werden können."

Schönsein auf Knopfdruck

Der Wunsch vom Dünnsein auf Knopfdruck kommt nicht von ungefähr. Ob in Filmen, Magazinen oder der Werbung - das Schönheitsideal ist fast immer gleich: lange Beine, knackiger Po, schmale Taille. Männer müssen einen Sixpack à la Hollister haben.

Für viele bleibt dieses Ideal unerreichbar. Um dennoch wie Barbie und Ken auszusehen, riskieren einige ihre Gesundheit.

Im Internet lassen sich bereits mit wenigen Mausklicks illegale Schlankmacher finden. Diese sorgen zwar wirklich für eine schnellere Fettverbrennung, bauen aber gleichzeitig Muskeln ab und können zu Organversagen führen.

Solche "Wunderpillen" sind vor allem in der Pro-Ana-Bewegung beliebt, deren Anhänger meist magersüchtigen Teenager sind. "Dünn sein ist wichtiger als gesund sein!", ist in Szene-Blogs zu lesen, die "hunger is beautiful" oder "my skinny world" heißen. Insgesamt soll es rund 250 im deutschsprachigen Raum geben.

Für Ärztin Verhas steht fest: Die einzig nachhaltige Diät beinhaltet Sport, gesunde Ernährung und sonst nichts. Zudem sei es wichtig, langsam abzunehmen: "Ein halbes Kilo pro Woche reicht, um den Körper nicht zu überfordern." (Lordana Fischl (17) Anna Omasits (17), DER STANDARD, 12.5.2014)