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Torjäger Hannes Aigner freut sich auf eine tolle Zugabe.

Foto: APA/ EXPA/SASCHA TRIMMEL

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Trainer Damir Canadi sucht noch einige Schnäppchen.

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Wien/Altach - Hannes Aigner sagt, dass Fußball in erster Linie Spaß machen muss. Das gilt fürs Freibad genauso wie für die Bundesliga. Der 33-jährige Tiroler steht als Schützenkönig der Erste Liga praktisch fest, was er als nett, aber nicht entscheidend empfindet. "Torjäger brauchen die Mannschaft." Seine Mannschaft ist der SCR Altach, die Vorarlberger bereichern nach einer Pause von fünf Jahren wieder das Oberhaus. Der Aufstieg wurde vor Wochen fixiert. "Vorarlberg lechzt nach Bundesligafußball", sagt Aigner. "Nach dauerhaftem Bundesligafußball." Das Ländle ist ja diesbezüglich nicht gerade verwöhnt, seit der Gründung der Bundesliga 1974 bereicherten lediglich Altach (2006, 2009), die Austria Lustenau und SW Bregenz das Oberhaus. Aber immer nur relativ kurz.

Der 44-jährige Damir Canadi ist Wiener und seit Jänner 2013 Trainer in Altach. Er hat das Handwerk in der Ost- und Stadtliga gelernt. Simmering, Donau, Fortuna 05, FAC stehen auf seiner Visitenkarte. Und der FC Lustenau, der den Konkurs anmelden musste. Da Canadi aber überhaupt nichts dafür konnte, wechselte er ein paar Kilometer weiter nach Altach. "Vorarlberg ist schon ein Land im Land, aber es ist wunderbar." Canadi ist jedenfalls dort, wo er hinwollte. In der obersten Liga. "Ich musste in meiner Karriere niemandem danke sagen, nur der jeweiligen Mannschaft." Er habe sich den Erfolg hart erarbeitet, die Tätigkeit im Amateurbereich sei eine gute Schule gewesen. "Die Mechanismen sind überall gleich. Nur musst du unten improvisieren, sogar darauf schauen, dass genügend Bälle da sind. Das richtige Trainersein beginnt jetzt."

Als aktivem Kicker blieben Canadi die ganz großen Bühnen verwehrt, durchaus selbstkritisch sagt er: "Es ist an der letzten Einstellung und Disziplin gescheitert. Als Trainer möchte ich diese Fehler nicht machen." 2008 war er Teil des Betreuerstabs von Lokomotive Moskau, er kümmerte sich um acht Spieler, die auf dem Sprung in die Kampfmannschaft waren. "Es war wichtig, zu erfahren, wie ein Klub mit einem Budget von 150 Millionen funktioniert." Altach hat rund fünf Millionen Euro zur Verfügung. Canadi schätzt die wirtschaftliche Vernunft im Verein. "Man gibt nicht mehr Geld aus, als man hat."

Kein Aufzug

Die Vergangenheit zeigt, dass die erste Saison nach dem Aufstieg eine Art Honiglecken ist. Siehe Grödig. Trotzdem will sich Canadi an Ried orientieren. "Natürlich herrscht zunächst eine Euphorie, die man mitnimmt. Die Rieder haben etwas Bleibendes geschaffen. Sie sind unser Vorbild. Es geht darum, sich langfristig zu etablieren." Auch Sportdirektor Georg Zellhofer denkt so. "Wir wollen kein Fahrstuhlklub sein."

Stürmer Aigner scheut den Vergleich mit Grödig ebenfalls. "Sie spielten eine tolle Saison. Wir haben mehr Tradition, sind möglicherweise auch ein Dorfklub, haben aber einen Fanzulauf. Die Leute sind richtig gierig darauf, statt Horn und Parndorf Rapid und die Austria zu sehen." Altach hat 6400 Einwohner, um ein paar hundert weniger als Grödig.

Canadi weiß, dass die Realität so ausschaut: "Wir können keine Spieler mit Ablöse verpflichten, sondern sind auf Schnäppchen angewiesen. Langfristig soll sich das ändern." Über sich selbst spricht Canadi ungern, er gleicht einem stillgelegten Wasserfall. "Meine Stärken sollen andere beurteilen. Mir sind Ehrlichkeit und Offenheit wichtig. Im Spiel kommt's auf die Balance zwischen Offensive und Defensive an."

Aigner freut sich auf "eine tolle Zugabe in meiner Karriere". Er kickte schon für die Austria, den LASK, auch in Wiener Neustadt hat er sich vergnügt. Die Vereine zu vergleichen, sei müßig. "Altach ist jedenfalls eine verschworene Einheit." Er selbst müsse niemandem etwas beweisen. "Das ist lächerlich, wäre eine negative Motivation. Außerdem nehme ich den Mund nie zu voll." Fußball müsse einfach nur Spaß machen. "Da ist Altach eine Topadresse." (Christian Hackl, DER STANDARD, 12.5.2014)