Für Wall Street Journal-Reporterin Joanna Stern der beste Laptop der Welt: Das Macbook Air

Foto: Drew Evans/WSJ

Als Steve Jobs 2008 zum ersten Mal ein MacBook Air aus einem Briefumschlag zog, präsentierte er nicht nur einen unglaublichen dünnen Laptop – sondern eine verrückte Idee. Fast 2.000 US-Dollar musste man für das Notebook hinlegen, das kein DVD-Laufwerk, nur wenige Steckplätze und einen ziemlich schwachen Prozessor hatte.

Doch die verrückte Idee erwies sich als die Zukunft des Laptops. Knapp sechs Jahre später ist das MacBook Air von beinahe jedem Hersteller von Windows-PCs kopiert worden: angefangen bei der Aluminium-Hülle bis zum kompakten Inneren.

Absurd hoher Preis

Apple hat es aber geschafft, durch Upgrades und Preissenkungen mit seinem ultradünnen Original an der Spitze zu bleiben. Einst ein Laptop mit einem absurd hohen Preis, ist das MacBook Air inzwischen das günstigste Notebook, das Apple jemals verkauft hat. Doch kann das Beste noch besser werden? Und wenn ja: Was sollte der Konzern als nächstes aus dem Hut zaubern? Sollte es überhaupt ein Laptop sein?

Kaum Veränderungen

Die einzige Veränderung beim neuen Modell ist ein etwas schnellerer Intel-Core-i5-Prozessor. Zumindest auf dem Papier ist er schneller. In meinen Tests habe ich im Vergleich zu den Vorgängermodellen noch nicht mal einen Unterschied bemerkt. Die Leistung war für die meisten Zwecke bereits gut.

Der Prozessor reicht – mit den 4 Gigabyte RAM – aus, um einen zweiten großen Bildschirm anzuschließen, Fotos und bis zu einem gewissen Grad auch Videos zu bearbeiten und sogar Windows über eine Software wie Parallels laufen zu lassen. Und der Akku hält trotzdem den ganzen Tag.

Ein neues MacBook Air könnte noch besser werden

Das MacBook Air hat immer noch das beste Touchpad, eine beleuchtete Tastatur und ein stabiles Aluminium-Gehäuse. Die 11-Zoll-Version kostet 899 Euro und hat eine Akkulaufzeit von neun Stunden, doch ich empfehle die 13-Zoll-Version, wenn man einen größeren Bildschirm, einen SD-Karten-Steckplatz und eine Batterielaufzeit von zwölf Stunden haben möchte. Wenn man den internen Speicher auf 256 GB verdoppelt, kostet er 1.199 Euro.

Mein Urteil: Wenn man einen neuen Laptop braucht, sollte man diesen kaufen. Das sage ich schon seit Jahren über das MacBook Air. Ich kenne keinen besseren Laptop – und ich habe schon eine Menge ausprobiert.

So zuversichtlich ich bin, dass das MacBook Air der beste Laptop ist, den es je gab, so überzeugt bin ich auch, dass er im Moment nicht mehr besser wird. Was passiert, wenn er zum Standard wird?

Retina-Display als Verbesserung

Es gibt noch einige Verbesserungen, die ein neues MacBook Air haben könnte. Da wäre zunächst ein Retina-Display wie bei den neuen MacBook Pros. Selbst das iPad hat mehr Pixel je Zoll als das MacBook Air. Toshiba wird demnächst einen Laptop mit einem Ultra-HD-Bildschirm auf den Markt bringen, dessen Auflösung vier Mal so hoch ist wie bei einem Fernseher. Wahrscheinlich hat man bei Apple Angst, dass die Akkulaufzeit unter einem besseren Bildschirm leiden würde. Der Konzern äußert sich dazu allerdings nicht.

Neue Optik

Ich hätte auch gern eine neue Optik. Da alle das Silber des MacBook Air übernommen haben, hätte ich gern etwas Dunkleres wie das Spacegrau des iPhones.

Es wird darüber spekuliert, dass Apple in diesem Jahr ein 12 Zoll großes MacBook Air mit einem Retina-Display und einem neuen Design herausbringen wird – zeitgleich mit der neuen Version des Betriebssystems OS X für den Mac.

Laptops veraltet?

Das sind allerdings keine umwälzenden Neuerungen. Einige glauben, dass es bei Laptops gar keine wahren Innovationen mehr gibt, dass sie im Vergleich zu Tablets und Smartphones veraltet sind. Der einzige Punkt, in dem sie sich derzeit unterscheiden, ist die Form.

Und selbst das ändert sich: Tablets und Laptops nähern sich einander immer weiter an. Dazu genügt ein Blick auf die vielen Touch-Screen-Geräte, die mit Windows 8.1 betrieben werden oder Android-Tablets wie das Galaxy Note Pro, das eine Tastatur hat. Wer mehr mit seinem Tablet machen möchte, verwandelt ihn einfach in einen Laptop zurück.

Microsoft ist ein Toaster

Apple-Chef Tim Cook hat die Windows-8-Strategie von Microsoft – die Verbindung von Betriebssystemen für mobile und Desktop-Geräte – mit einem Toaster verglichen, der gleichzeitig ein Kühlschrank ist. Doch Apple macht ähnliches, indem der Konzern Tablet-Funktionen wie iMessage, iBooks und den App-Store auf den Mac bringt und Tastaturen und externe Bildschirme einfacher mit iPads verbunden werden können. Beobachter gehen sogar davon aus, dass Apple in diesem Jahr eine überarbeitete Version des Mac-Betriebssystems herausbringen wird, die mehr wie iOS 7 aussieht.

Ähnlichkeiten

Die Kunden sind angesichts der verschwimmenden Grenzen zunehmend verwirrt. Man vergleiche das 11-Zoll große MacBook Air mit dem 9,7-Zoll großen iPad Air: Beides sind tragbare Computer, die die ähnlich groß sind – besonders wenn man eine Tastatur an das iPad anschließt. Das iPad ist ein großartiges Tablet, das eine Laptop-Fähigkeiten hat. Das kleinste MacBook lässt sich bequem auf den Schoß stellen, eignet sich aber nicht zum Lesen im Bett.

Bessere Konnektivität

Ich möchte, dass Apple eines Tages ein Gerät entwirft, das das MacBook Air und das iPad Air verbindet, und zwar ohne Kompromisse. Das wäre ein ganz dünnes Gerät mit einem Touch-Screen, einer Art Tastatur, 4G-Anschlussmöglichkeit und einem Akku, der mehrere Tage hält. Ich möchte aber noch andere Funktionen, die es in der PC-Ära noch nicht gab.

Wie wäre es, wenn Siri unsere E-Mails auf Smartphones und Laptops verwaltet? Wenn sich Objekte auf dem Bildschirm mit Gesten steuern lassen? Wenn sich der Akku ohne Kabel oder sogar mit Solarkraft aufladen lässt, so dass man kein Ladegerät mehr braucht? Wenn es keine Steckplätze mehr gibt, weil alles kabellos ist und über die Cloud läuft?

Das mag sich alles verrückt anhören, doch das tat das erste MacBook Air auch. Und heute ist es ganz normal. (WSJ/derStandard.at, 11.5.2014)