Damaskus/Wien - Am Freitag drohte der Abzug der letzten Rebellen aus der Altstadt von Homs noch kurzzeitig zu scheitern: Rund 300 Kämpfer wurden von der syrischen Armee festgehalten, weil, wie es hieß, die Opposition ihren Teil des Deals mit dem Regime nicht völlig erfüllt hatte. Zwar ließen die Rebellen siebzig Geiseln, darunter Frauen und Kinder, frei, aber der versprochene Hilfskorridor in die von Rebellen belagerten schiitischen Dörfer Nubl und al-Zahraa im Nordwesten Syriens konnte zuerst nicht geöffnet werden, weil dies eine Gruppe, die nicht Partei der Abmachung mit der Regierung war, verhinderte. Am Ende gab es aber doch noch eine Einigung.

Mit der Altstadt von Homs fällt sozusagen das Herz des Aufstands in Syrien wieder in Regierungshand. Einige Kämpfer sollen beim Abzug geweint haben.

Die Rebellion erfasste Homs, die drittgrößte Stadt Syriens, die heute großteils in Trümmern liegt, in einem frühen Stadium, als es in Aleppo und Damaskus noch ruhig war. Homs wurde aber auch zum Ort, wo aus dem Aufstand ein Bürgerkrieg wurde: Das Viertel Baba Amr in Südhoms wurde Auffangbecken für sunnitische Kämpfer, während alawitische Wohngebiete dem Regime als Stützpunkt dienten. Das brutale Bombardement von Baba Amr Anfang 2012 markierte das Ende der Hoffnungen auf eine Beruhigung der Lage.

Der jetzige Homs-Deal, der auf in der Genf-2-Konferenz eingeleitete Vermittlungsversuche folgt und mit iranischer Hilfe - eine diplomatische Premiere - zustande kam, ist auch eine Folge der militärischen Gewinne des Regimes an der libanesischen Grenze, wodurch den Rebellen in Homs und anderswo der Nachschub abgeschnitten wurde. Immerhin dürfen sie nun beim Abzug sogar ihre leichten Waffen mitnehmen.

Das Regime von Bashar al-Assad - der ja seine Präsidentschaftswahlen am 3. Juni durchziehen will - hat auch Interesse zu demonstrieren, dass es geschäftsfähig ist. Sogar im verbündeten Iran wird betont, dass zu sinnvollen Wahlen in Syrien Waffenstillstände nötig wären. Aber Druck, die in der Homser Altstadt Eingeschlossenen ziehen zu lassen, wurde auch durch Terroranschläge von Rebellen in regimegehaltenen Gebieten gemacht. Beliebter werden die Rebellen dadurch bei jenen Bevölkerungsteilen, die relativ neutral geblieben sind, nicht. Der Aufstand ist mit dem Fall von Homs aber nicht zu Ende, abgesehen vom Norden und Nordosten Syriens bleiben auch Teile der Provinz Homs in Rebellenhand.

Während in Homs die Kämpfer abzogen, hielt sich Oppositionschef Ahmad al-Assi al-Jarba in den USA auf. Außer einigen Trostpflastern - diplomatischer Status des Oppositionsbüros, neue Sanktionen gegen syrische Individuen und eine mit Syrien kooperierende russische Bank, Forderungen, die Chemiewaffenfrage neu aufzurollen - schien er jedoch nicht viel Neues von den Amerikanern zu bekommen. Offiziell bleiben die USA dabei, nur nichtletale Unterstützung zu liefern. Die Rebellen haben jedoch bereits US-Panzerabwehrwaffen, und Jarba bat in den USA um Luftabwehrraketen - mit ihnen wäre es in Homs nie so weit gekommen, sagte er.

Rätselhafter Arabergipfel

Saudi-Arabien, das mit der Syrien-Politik der USA ja höchst unzufrieden ist, berief am Donnerstag überraschend einen Außenministergipfel der Arabischen Liga zu Syrien für Montag in Riad ein - um ihn am Freitag wieder abzusagen. Offensichtlich musste man einsehen, dass die Liga zu keinem Resultat kommen würde. Nicht gerade eine diplomatische Meisterleistung.

Der geplante Arabergipfel könnte als Wunsch Riads verstanden werden, den US-Aktivitäten etwas entgegenzusetzen. Hilflos sind jedoch alle gleichermaßen. In Saudi-Arabien ist zu Wochenbeginn eine Terrororganisation aufgeflogen, die Verbindungen zu der in Syrien und im Irak kämpfenden ISIS und zur Al-Kaida im Jemen hat. Der Jihad sollte auch nach Saudi-Arabien getragen werden. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 10.5.2014)