An den Ufern des Lago di Santa Groce weilten die Johanns - der Erzherzog wie sein Kammermaler - 1804 nur kurz. Der See ist legendär für seine idyllische Lage etwas südlich von Belluno.

Foto: Im Kinsky

Das ganz Alltägliche, die stillen wie die heiteren Momente einerseits sowie die Dramaturgie der Natur, die imposanten Berg- und idyllischen Landschaftsformationen andererseits waren die Themen in der Epoche des Biedermeiers. Während Adalbert Stifter in seinen literarischen Skizzen "bis zum flüchtigen Nichts der Wolken hin in endlosen Beschreibungen" (Johann Kräftner, Direktor Liechtenstein The Princely Collections) die Monumente der Natur verewigte, taten es ihm die Kollegen der malenden Zunft gleich. Auf Spaziergängen oder Reisen füllten sie ihre Skizzenbücher, die Vollendung auf Leinwand oder Bütten ging später in ihren Ateliers vonstatten.

Vergleichbar mit fotografischen Alben entstanden so Serien von Veduten, die abseits institutioneller Sammlungen nur selten vollständig oder in Gruppen erhalten blieben. Ausnahmen gibt es.

Im April 1804 hatte sich Erzherzog Johann auf eine mehrmonatige Reise begeben, die ihn von Graz über Klagenfurt durch Venetien und die Lombardei bis zum Gardasee, über Tirol und Salzburg zurück nach Wien führte. Nicht zur Erholung, sondern, um sich in seiner Funktion als Generaldirektor des Genie- und Fortifikationswesens mit den Problemen der Verteidigungsanlagen der Alpenregionen vertraut zu machen.

Weniger Kunst als Dokumente

Begleitet wurde er von seinem Kammermaler, wie die nach den Dienststellen (Kammern) des Erzherzogs benannten illustrierenden Berichterstatter tituliert wurden: von Johann Kniep (1779-1809), dem allerersten. Gemäß den Auswahlkriterien des Erzherzogs war er ein Idealkandidat: ein Akademieabsolvent (und Stipendiat) aus einfachen Verhältnissen, wodurch der Habsburger automatisch zum Förderer avancierte. Künstlerische Aspekte seien Johann der Überlieferung nach nicht wichtig gewesen, das Ergebnis sollten lediglich Dokumente sein, die der wissenschaftlichen Forschung dienten, wie Kunsthistorikerin Marianne Hussl-Hörmann (im Kinsky) beschreibt.

30 der ausgeführten Aquarelle gelangten über die Erben nach Erzherzog Johann in den 1970er-Jahren in den Besitz Walter Koschatzkys. 2007 widmete die Galerie Kovacek in der Spiegelgasse dem Ensemble eine Sonderausstellung, von wo aus es in eine deutsche Privatsammlung wechselte. 29 dieser Aquarelle, die motivisch den Abschnitt zwischen Venedig und Trient umfassen, gelangen nun neuerlich auf den Markt, konkret im Zuge der kommende Woche im Palais Kinsky anberaumten Auktion, der 100., nebenbei erwähnt.

Gemäß der Schätzwerte sollte man je Blatt zumindest 10.000 (Lago di Santa Croce) oder 25.000 (Dogenpalast mit Piazzetta) Euro bereithalten, im Falle konkurrierender Interessenten freilich mit deutlich mehr rechnen (müssen). (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 10./11.5.2014)