Während andere Unternehmen wie Microsoft und Google sehr offensiv mit den eigenen Finanzreserven umgehen, sind größere Firmenübernahmen durch Apple eine echte Rarität. Das Unternehmen setzt gemeinhin vollständig auf In-House-Weiterentwicklung und die schier endlose Akkumulation von Finanzreserven.
Beats
Glaubt man einem aktuellen Bericht der "Financial Times", will der iPhone-Hersteller in Kürze eine Ausnahme von dieser Regel machen: Um 3,2 Milliarden US-Dollar soll der Kopfhörerhersteller Beats übernommen werden. Auch wenn das nur einen kleinen Teil der rund 150 Milliarden Dollar darstellt, die Apple angesammelt hat, wäre es doch die größte Übernahme in der Geschichte des Unternehmens.
Interessenlage
Das wirft natürlich die Frage auf: Warum gerade Beats? Das Interesse von Apple dürfte dabei zweierlei Natur sein, wie "re/code" ausführt. Einerseits betreibt Beats ein florierendes Hardwaregeschäft; aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass das Unternehmen einen Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar generiert. Und es ist ein Hardwaregeschäft, das sich gut ins Apple-Portfolio einfügen sollte. Immerhin liefert Apple viele Geräte mit eigenen Kopfhörern aus, mit verbesserter Qualität könnte man den eigenen Premium-Ruf unterstreichen.
Streaming
Langfristig dürfte aber ein anderes Angebot von Beats noch interessanter sein: dessen Musikstreaming-Service. Denn während klassische Online-Musikverkäufe aktuell stagnieren oder sogar leicht rückgängig sind, boomen Musikstreaming-Dienste wie Spotify und Pandora unaufhörlich. Apples eigene Ambitionen in diesem Bereich waren hingegen bislang kein sonderlicher Erfolg. Insofern könnte es durchaus Sinn ergeben, sich hier externe Hilfe zuzukaufen, selbst wenn das ein für Apple sehr ungewohnter Schritt wäre.
Wandel
Bleibt abzuwarten, ob der Beats-Deal eine Ausnahme bleibt oder einen Wandel in der Unternehmenskultur von Apple darstellt. Sollte das Unternehmen vermehrt an Übernahmen Interesse zeigen, könnte dies das Bieterwettrennen im Technologiesektor weiter anfeuern - und die ohnehin schon astronomischen Preise einmal mehr nach oben treiben.
Ironie
Eine Übernahme von Beats durch Apple hätte auch eine durchaus ironische Komponente - gibt Beats-Gründer Jim Iovine doch die schlechte Qualität der den iPods beigelegten Kopfhörer als zentrale Motivation für die Gründung des Unternehmens an. So soll der ebenfalls von Anfang an an Beats beteiligte Musiker Dr. Dre einst über schlechte Kopfhörer gesagt haben: "Es ist das eine, dass Leute meine Musik stehlen. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn sie das Gefühl, an dem ich gearbeitet habe, zerstören." (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 9.5.2014)