Kartierung der Struktur und Form des Kraters: Die Farbvariationen zeigen die Höhenlage in Metern über dem Meeresspiegel.

Grafik: Alberta Geographic Survey/University of Alberta

Edmonton - Der Mond ist ein gutes Beispiel dafür, wie häufig Asteroiden- oder Kometeneinschläge in unserer kosmischen Nachbarschaft vorkommen: Seine Oberfläche ist von Kratern geradezu übersäht. Auf der Erde aber sind die meisten Spuren solcher Ereignisse im Lauf der Zeit längst verschwunden, erodiert durch Wind und Wetter, verdeckt von Vegetation. Nur selten bleiben Krater an der Oberfläche sichtbar, meist werden ihre Relikte zufällig durch seismische oder geologische Untersuchungen entdeckt.

So auch in der kanadischen Provinz Alberta: Geologen entdeckten bei Bohrungen zur Erkundung potenzieller Erdöllagerstätten eine ringartige geologische Struktur, die möglicherweise von einem Meteoriten verursacht wurde: den sogenannten Bow City Krater. Wie die Forscher aktuell im Fachjournal "Meteoritics & Planetary Science" berichten, deutet vieles darauf hin, dass der Krater mit etwa acht Kilometern Durchmesser von einem solchen Einschlag stammt. Ein Meteoritenereignis dieser Größeneordnung reiche aus, um Calgary - die viertgrößte Stadt Kanadas - zu zerstören, berichten die Geologen.

Impakt mit Folgen

Seismische und geologische Untersuchungen würden die Annahme eines Meteoriteneinschlages stützen, viele Spuren seien jedoch verschwunden, weshalb ein eindeutiger Nachweis zumindest derzeit nicht möglich sei, sagte Doug Schmitt von der University of Alberta. "Wir vermuten aber, dass der Einschlag innerhalb der letzten 70 Millionen Jahre stattfand, seither erodierten etwa eineinhalb Kilometer Sediment."

Erhalten geblieben sei eine halbkreisförmige Furche mit einer Erhebung in der Mitte. Nach Berechnungen der Geologen wies der Krater einst eine Tiefe von 1,6 bis 2,4 Kilometer auf. "Ein Einschlag dieses Ausmaßes heute an der selben Stelle wäre für das 200 Kilometer entfernte Calgary fatal", so Schmitt. "Noch in Edmonton, 500 Kilometer entfernt, würde kein Fenster ganz bleiben."

Ein Ereignis dieser Größenordnung hätte möglicherweise sogar globale Auswirkungen, so der Forscher. Denn beim Eintritt in die Atmosphäre geschleuderte Gase, Schwebstoffe und Staubteilchen können über längere Zeit das Klima verändern. Im Falle des Bow City Kraters gehten die Wissenschafter sogar von Folgen aus, die über mehrere Jahrzehnte anhielten. (red, derStandard.at, 11.5.2014)