Mit dem Eva-Magazin sollen junge WählerInnen motiviert werden.

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"So schmust Europa" - "Eva" klärt darüber auf, welche Europäer besser küssen.

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Dm-Produkte werden im Jugendmagazin der Grünen beworben.

 

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Cengiz Kulac: "Jugendliche werden nicht ernst genommen."

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Cengiz Kulac darf nicht mehr diskutieren. Bei Podiumsdiskussionen zur EU-Wahl an Schulen ist der Chef der Jungen Grünen unerwünscht. Nicht etwa die politische Konkurrenz, sondern die eigene Partei sieht das so. Nachdem Kulac in einem Blog-Eintrag das grüne Jugendmagazin "Eva" als ein Beispiel dafür gebracht hat, warum die Parteienförderung um 75 Prozent gestrichen werden soll, hat die steirische Landespartei ein Auftrittsverbot für Schülerdiskussionen ausgesprochen.

"Das ist lächerlich und zeigt, dass die Partei nur kurzfristig und an die derzeitige Kampagne denkt", sagt Kulac im Gespräch mit derStandard.at. Landesgeschäftsführer Dietmar Seiler steht zum Verbot: "Wir wollen mit dem Magazin genau die Zielgruppe der Schüler erreichen und dann sagt ein Vertreter von uns, dass das Produkt schlecht ist. Das wäre kontraproduktiv". Daher habe man sich darauf geeinigt, dass der junge Grüne nicht mit den Schülern diskutiere.

Besser schmusen

Schon das erste "Eva"-Heft zur Nationalratswahl hatte Kulac kritisiert. Man würde damit nur zur "Verblödung der Wähler beitragen". Das Magazin richtet sich an Erstwähler und soll Jugendliche ansprechen, die sich ansonsten nicht für Politik interessieren. Im Heft werden die Leser etwa darüber informiert, welche Europäer besser schmusen und in welchen Einkaufsstraßen Europas Jugendliche shoppen gehen können. Chlorhendl werden als "Shit" und die verkehrsberuhigte Mariahilferstraße als "Hit" bezeichnet. Auch einige grüne Politiker und ihre Lieblingsfilme werden vorgestellt.

Das Eva-Magazin ist mit reichlich Produktwerbung versehen. Die Bewerbung von Körperpflegeprodukten aus dem Hause dm fuße auf einer redaktionellen Entscheidung, dafür seien keine Gelder geflossen, heißt es Seitens der Grünen. Zu den Inserenten zählen die Firmen Northland, Fairsquared, Lenzing und sowie die Caritas. Das Inserat für die Caritas wurde kostenlos zur Verfügung gestellt, Northland habe 3600 Euro bezahlt. Fairsquared zahlte 1200 Euro und stellte Kondome im Wert von 2.400 Euro zur Verfügung, die dem Magazin beigelegt wurden. Lenzing habe die Kosten für das Papier um 3000 Euro reduziert, heißt es auf Anfrage von derStandard.at.

"Jugendliche nicht ernst genommen"

"Meine Kernkritik an dem Heft ist, dass Jugendliche nicht ernst genommen werden", erklärt Kulac. Die Jugendorganisation wird das Heft der eigenen Partei jedenfalls nicht verteilen. Er könne sehr wohl nachvollziehen, dass die Partei mit dem Heft 16-Jährige ansprechen und an die Politik heranführen will. "Diesen Effekt sehe ich aber bisher nicht." Die Grünen seien bei Jugendlichen nicht wesentlich besser als andere Parteien. Zudem würden die Inhalte nicht der Lebensrealität von Jugendlichen entsprechen, wenn ihnen ein Studienaufenthalt in Neuseeland und ein Praktikum in Singapur empfohlen werde. "In den häufigsten Fällen sind junge Leute keine Globetrotter."

Auftritt in anderen Bundesländern

Kulac sieht in dem Heft ein Produkt, mit dem Wähler zu passiven Konsumenten gemacht werden. Er würde es besser finden, Jugendliche aktiv in die Politik mit einzubeziehen und sie so längerfristig an die Partei zu binden. Dabei könnte auch die Parteijugend helfen, in dem sie direkt auf die Jugendlichen zugehe. Dies kann Kulac jetzt zumindest bei Schuldiskussionen in der Steiermark nicht mehr. Da das Auftrittsverbot von der Landespartei Steiermark ausgesprochen wurde, kann er aber weiteren in anderen Bundesländern auftreten.

Der junge Grüne stand mit der Mutterpartei schon öfter im Clinch. Im Jänner drohte Eva Glawischnig damit, die Jungen Grünen aus der Partei auszuschließen. Grund des Konflikts: Die Jugendorganisation hatte die Domain für die Webseite nowkr.at zur Verfügung gestellt, auf der ein Aufruf zur Gewalt veröffentlicht worden war. "Wir haben das besprochen, dieser Konflikt ist geklärt", sagt Kulac. Der Austausch mit der Parteijugend scheint trotzdem nicht allzu groß zu sein. "Eine Einladung zu unserem Bundeskongress hat Glawischnig bisher nicht beantwortet", erzählt Kulac, was Glawischnig allerdings bestreitet. Sie betont, die Einladung sehr wohl beantwortet zu haben. (lai, burg, mue, derStandard.at, 8.5.2014)