Heftig und Co. hängen derzeit in Social-Media-Kanälen selbst Größen wie die "Bild"-Zeitung ab.

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Wer mit seinen Nachrichten im Web ein großes Publikum erreichen möchte, kommt an der Nutzung von sozialen Medien wie Facebook und Twitter nicht vorbei. Seiten wie 10.000 Flies erfassen die Popularität von Artikeln auf diesem Weg und erstellen Rankings, die auch helfen, neue Entwicklungen zu erkennen. Aktuell gibt es drei deutschsprachige Seiten, die beim Blick auf die Tabellen ins Auge stechen.

Sie heißen Heftig, Storyfilter und Likemag. Ersteres wird in der kommenden Monatsauswertung von 10.000 Flies den ersten Rang erobern, berichten die Betreiber der Ranking-Plattform in ihrem Blog. Das Likemag dürfte auf dem fünften Rang landen, Storyfilter in den Top 30. Sie lieferten in den letzten 30 Tagen neun der 15 meistgelesenen Geschichten und rangieren mit ihnen oft deutlich vor Größen wie bild.de.

"Diese Frau brachte das Internet zum Weinen"

Allerdings liefern diese Seiten kaum journalistische Inhalte. Unter Überschriften wie "Dieser Hund versucht so heftig, sich mit der Katze anzufreunden ... du wirst vom Stuhl fallen vor Lachen!" oder "Eine Frau fotografierte diese 3 Mädchen und brachte das ganze Internet zum Weinen" verbergen sich meist kuriose, lustige oder emotional anstoßende Inhalte. Zu den absoluten Dauerbrennern zählen Tiergeschichten, die ihre virale Wirkung selten verfehlen.

Nicht selten finden sich darunter Grafiken und Videos, die zuvor schon auf US-Seiten wie Buzzfeed und Upworthy kursierten, auch deutliche Ähnlichkeiten in den Überschriften sind öfters auszumachen. Mitunter versprechen die Headlines allerdings mehr, als geboten wird, doch der Popularität der Beiträge tut das keinen Abbruch, so der Blogeintrag.

Hohe Popularität

Mehr als 1,8 Millionen Reaktionen in sozialen Netzwerken errechnet 10.000 Flies für Heftig im April, die Seite hat mittlerweile mehr als eine halbe Million Facebook-Fans, etwa 90 Prozent davon aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Hält diese Entwicklung an, dürften bald auch etablierte Medienkonzerne darüber nachdenken, wie sie die Nachfrage nach solchen Formaten selber stillen könnten, schätzt man dort. Denn die Seiten sind noch ausgesprochen jung. Heftig.co wurde erst im Dezember registriert, erst einige Wochen danach dürften die ersten Inhalte veröffentlicht worden sein.

Auch bei Web-Analysen liefern die Seiten beeindruckende Zahlen. Similarweb errechnet 5,1 Millionen Besuche monatlich für Heftig. Mehr als 80 Prozent der Besucher erreichen die Seite demnach aus sozialen Netzwerken. Traffic-Bebeobachter Alexa weist das Portal aktuell als Nummer 128 in Deutschland und als Teil der Top 5.000 weltweit aus. 73,4 Prozent der Besucher waren gemäß den Angaben vor dem Aufruf auf Facebook unterwegs.

"Heftiges" Mysterium

Storyfilter und Likemag sind zwei Projekte aus der Schweiz. Komplizierter wird die Frage nach Eigentümer und Betreiber allerdings bei Heftig. Das Impressum listet ein Unternehmen aus Belize, die Domain selbst ist kolumbianisch. Einzelne Verantwortliche werden nicht genannt.

Diese ausfindig zu machen ist auch der "Rhein-Zeitung" nicht geglückt, dafür fand man im Angebot der Seite dreist kopierte Bilder und andere Plagiate. Teilweise wurden auch jahrealte Inhalte recycelt, etwa im April ein Artikel des "Guardian", der dort bereits im Februar 2012 erschienen war. (red, derStandard.at, 8.5.2014)