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Bischof Tomasi vertritt den Vatikan bei der Uno.

Foto: AP/Salvatore Di Nolfi

Genf - Der Vatikan hat vor dem Uno-Anti-Folter-Komitee in Genf zum ersten Mal umfassende Zahlen über seine Strafpraxis gegenüber des Kindesmissbrauchs beschuldigten Geistlichen veröffentlicht. Demnach wurden zwischen 2003 und 2014 insgesamt 848 Priester ihres Amtes enthoben und in den Laienstand zurückversetzt worden, 2572 erhielten leichtere Strafen.

Laut der britischen Zeitung "The Guardian" verteidigte der Vatikan in der Anhörung seine Praxis der Strafverfolgung von Missbrauchsfällen. Pädophile Täter hätten eine "doppelte Linie der Bestrafung" zu gewärtigen, nämlich eine kirchenrechtliche Sanktion und Strafen durch ein staatliches Gericht, sagte der Vatikan-Vertreter Erzbischof Silvano Tomasi bei der Erörterung eines turnusmäßigen Berichts vor dem Uno-Anti-Folter-Komitee in Genf.

2,5 Milliarden Dollar an Entschädigungen

Er räumte ein, dass es falsch gewesen sei, pädophile Kleriker therapieren zu wollen, wie das in früheren Jahrzehnten geschehen sei. Dadurch hätten Täter "Gelegenheit zur Wiederholung" bekommen. Tomasi bestritt aber, dass es heute eine Politik der Straflosigkeit seitens des Heiligen Stuhls gebe. Der Vatikan habe das Bestreben, "das Haus zu säubern" und dafür zu sorgen, dass sich Missbrauch nicht wiederhole. Zugleich verwahrte er sich gegen die Forderung, der Vatikanstaat müsse strafrechtlich gegen katholische Kirchenmitarbeiter weltweit vorgehen.

Seit 1950 zahlten katholische Diözesen und Orden laut Tomasi rund 2,5 Milliarden US-Dollar (1,8 Milliarden Euro) an Entschädigungen. Hinzu kamen etwa 78 Millionen Dollar (56 Millionen Euro) für therapeutische Maßnahmen für Opfer von Missbrauch in der Kirche. (red, DER STANDARD, 8.5.2014)