Eine Botschaft von Kafka ans staunende Amateurfilmteam: Karin Yoko Jochum (li.), Max Mayer und Julia Jelinek.

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Wien - Ideen, die aus rauschmittelinduziertem Überschwang entstehen, verlieren nüchtern besehen häufig ihren Reiz. Die Studenten-WG, die beschließt, statt der geforderten Seminararbeiten über Franz Kafka im lang geplanten Campingurlaub auf Sizilien lieber einen Film nach einer Erzählung des von allen verehrten Autors zu drehen, hält an diesem Vorhaben aber auch am nächsten Morgen beharrlich fest.

Kafka, Kiffer und Chaoten heißt die aktuelle österreichische Komödie, die dieses Projekt mehr langwierig als wirklich komisch bis zur Umsetzung begleitet. In der Wohngemeinschaft, in der Geschirr spülen muss, wer "kafkaesk" sagt, finden sich alsbald weitere Mitstreiter ein, um Budget und Nerven zu belasten. Auch Franz Kafka persönlich ist schließlich mit von der Partie.

Zuvor wartet im "Ministerium für Theater, Ehrengräber, Film, Herumhopserei, Tierballett u. v. a." noch ein trauriger Hermes Phettberg auf Einlass. Aus den Räumlichkeiten der "großen Filmförderung" - die Kafka, Kiffer und Chaoten im wirklichen Leben neben ORF, FISA, Land Oberösterreich und Land Niederösterreich auch mitfinanziert hat - hört man Gelächter und Sektkorken knallen. Die kleine Abteilung für "Projekterl" wie jenes der kafkanärrischen Laientruppe ist im Keller in einer Fahrstuhlkabine untergebracht.

Es gibt im zweiten Spielfilm von Kurt Palm seit In-Schwimmen-zwei-Vögel (1997) ein paar schöne visuelle Ideen, wie den langen, in zartrosa Licht getauchten Gang zurück aus dem Ministerium, den Putzmänner mit Wischmopp verlässlich queren. Zu großen Teilen besteht er aber aus Szenen, in denen man sich gruppenweise um Tische schart, auf denen sich leere Flaschen und volle Aschenbecher drängen. Der Dialogwitz erreicht bald sein trauriges Ende, wenn man Running Gags zu mangelhafter Fremdwortkenntnis ("elektrizistisch") nicht so viel abgewinnen kann.

Einmal singt Florentin Groll eine vortreffliche Trinkerhymne (in Hauptrollen agieren weiters Off-Theater-Kräfte wie Karin Yoko Jochum, Max Mayer, Hubsi Kramar, Christian Strasser u. a.). Die Adaption von Ein Landarzt wird unter Beiziehung italienischer Statisten tatsächlich gedreht. Man denkt an fulminante Kifferkomödien wie Smiley Face - und wird sehr traurig. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 8.5.2014)