Deutlich mehr Schnee bremste die Eisschmelze am Dachsteingletscher. Das war allerdings nur durch ein besonderes Wetterextrem möglich.

Foto: Robert Fürst

Linz - So makaber es klingen mag: Das Jahrhunderthochwasser im Juni des Vorjahres hatte auch ein Gutes. Es hat das Dahinschwinden des Dachsteingletschers eingebremst. Nach Rekorschmelzen in den vorangegangenen Jahren habe der extreme Niederschlag im Vorjahr dazu geführt, dass der Gletscher vier Wochen länger als normal schneebedeckt gewesen sei, sagt Klaus Reingruber, Geschäftsführer von Bluesky Wetteranalysen.

Seit 2006 untersucht das Unternehmen gemeinsam mit der Universität Innsbruck die Veränderung am Dachsteingletscher. Gefördert wird dieses Langzeitprojekt vom Umweltressort des Landes Oberösterreich und der Energie AG. Laut den bisherigen Aufzeichnungen geht das Eis auf Oberösterreichs höchstem Berg jedes Jahr drastisch zurück - mit einer Ausnahme, eben dem Jahr 2013. Zwar verlor der rund drei Quadratkilometer große Gletscher auch in jenem Jahr an Masse, allerdings schmolz die Eisschicht "nur" um 35 Zentimeter (entspricht 1,05 Millionen Kubikmeter Wasser). Im Jahr 2011 war es mehr als das Sechsfache.

Keine Entwarnung

Entwarnung gibt Reingruber trotz der besseren Jahresbilanz 2013 aber nicht. "Diese ist keineswegs als Trendumkehr in der seit 1981 andauernden Wärmeperiode zu sehen." Denn nur ein Wetterextrem, das besagte Jahrhunderthochwasser, habe die Lage auf dem Dachstein entspannt. Drei Meter Schnee Anfang Juni und Temperaturen deutlich unter null speicherten den Schnee bis in den Sommer hinein. So konnten die beiden extremen Hitzewellen im Juli und August dem Gletscher auch nicht derart zusetzen, obwohl sogar auf mehr als 2.200 Höhenmetern mehr als 20 Grad gemessen wurden. Der heiße Sommer führte letztlich auch dazu, dass die Massebilanz doch negativ ausfiel, so der Experte.

Eine wenig optimistische Aussicht präsentierte am Mittwoch auch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Auch auf den Bergen der Hohen Tauern liege nach dem vergangenen Winter überdurchschnittlich viel Schnee, die Gletscher würden trotzdem extrem stark an Eis verlieren. Denn die Schneemenge im Winter beeinflusse die Entwicklung nicht so stark wie die Witterung im Sommer. Am deutlichsten zeige sich der Trend am größten Gletscher Österreichs: Von 1998 bis 2012 verlor die Pasterze am Großglockner im Mittel 1,4 Meter an Eisdicke. Im untersten Bereich der Gletscherzunge beträgt der Verlust sogar bis zu acht Meter pro Jahr. Im Zeitraum 1969 bis 1998 war der Verlust der Eisdicke mit im Mittel 0,65 Meter pro Jahr nicht einmal halb so groß. (ker, frei, APA, derStandard.at, 7.5.2014)