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Foto: Reuters/Jarekji
"Wir werden weitermachen" - das ist die Direktive, die UN-Generalsekretär Kofi Annan nach dem verheerenden Bombenanschlag auf das Hotel Canal in Bagdad ausgegeben hat. Und so handelt Ramiro Armando de Oliveira Lopes da Silva auch. Mit verbundener Hand und einem Pflaster auf der Stirn trat der Interims-Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für den Irak am Wochenende seinen schwierigen Dienst an. Die Verletzungen zog sich da Silva bei der Explosion im UN-Hauptquartier zu, in dessen Trümmern sein Vorgänger, Sergio Vieira de Mello, starb.

Wie de Mello gilt der 1949 in Mosambik geborene Portugiese als ein UN-Mann für Katastrophen aller Art. Während des Afghanistankrieges organisierte er 2500 Lastwagen und brachte es fertig, 116.000 Tonnen Lebensmittel zu Bedürftigen in die abgelegensten Regionen zu bringen - vorbei an Schneewechten, korrupten Warlords, fanatischen Taliban-Kämpfern und unter den Bombenteppichen der US-Air-Force. "Jesus nährte 5000, er verpflegt fünf Millionen", sagte ein Mitarbeiter da Silvas danach der Financial Times.

Das Handwerk vom Verpflegen der Menschen hat der seit 1985 in UN-Diensten stehende Portugiese vor allem beim "World Food Programm" gelernt, dessen Direktor für Logistik und Transport er in Rom war. Danach zeichnete er unter anderem für das "Öl gegen Lebensmittel"-Programm der Vereinten Nationen im Irak verantwortlich.

Anfang dieses Jahres warnte er in dieser Funktion, dass bis zu zehn Millionen Iraker dem Verhungern ausgesetzt seien, sollte das Programm wegen des Krieges ausgesetzt werden. - Noch bevor die ersten Cruise Missiles einschlugen, wurde der 54-Jährige abgezogen, er verfolgte den Krieg von Zypern aus. In Basra konnte die Weltöffentlichkeit indes sehen, dass da Silvas Prognosen nicht aus der Luft gegriffen waren.

"Wir müssen unsere Basen sichern, aber intelligent genug, um sie für die Menschen offen zu halten, denen wir helfen wollen", sagt er jetzt. Nichtsdestotrotz sei ihm bewusst, dass die UN-Einrichtungen im Irak "ein einfaches Ziel" blieben. Das Vernünftigste, das die Besatzungsmächte - denen er im Zusammenhang mit dem Attentat auf das Hotel Canal keinen Vorwurf macht - in einer solchen Situation tun könnten, sei zu integrieren.

Also müssten die Verbrecher aus Saddam Husseins Baath-Partei hart bestraft werden, einfache Mitglieder allerdings rehabilitiert. Denn eine irakische Verwaltung ohne Baath-Funktionäre, wie sie US-Verwalter Paul Bremer eine Zeit lang vorschwebte, könne es vernünftigerweise nicht geben. Ein solcher Versuch treibe Extremisten aller Couleur nur Unterstützer und willfährige Attentäter zu.

Lopes da Silva ist verheiratet und hat drei Kinder. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.8.2003)