Vor 30 Jahren, am 1. April 1973, fool's day, gaben John und Yoko Ono Lennon die Gründung des Staates Nutopia bekannt ("no land, no boundaries, no passports, only people") und ersuchten um diplomatische Immunität für alle Nutopia-Bürger und um Aufnahme in die Vereinten Nationen. Wirklichkeit sollte werden, was man nur stark genug erhoffte. In diesem Sinn inserierte das Konzeptkunst-Paar schon Jahre zuvor, auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges: "War Is Over (If You Want It)", bzw. ließ den Satz in westlichen Metropolen in der jeweiligen Landessprache als Riesenplakate affichieren. Es waren die Jahre, in denen Aktivisten ihre Anliegen auch sozusagen händisch multiplizierten, als wollten sie kleine Samen der Veränderung eingraben.

Foto: STANDARD/Michael Freund

Einmal platzierte einer von ihnen kleine Pickerln, die zu einer Friedensdemo aufriefen, so schnell und gründlich auf alle freien Stellen in der U-Bahn, dass man nur darauf wartete, wann er auch die Nasen der Passagiere bekleben würde.

Wir sind wieder dort angekommen, in Venedig, in der Abteilung Utopia Station der Biennale: Yoko Ono hat eine Zelle der Station gestaltet. Mit Landkarten, Bildern von John und sich selbst, und mit Stempeln zur freien Verfügung, vielfarbig, aber mit nur einer Botschaft. Die Besucher können sie so lange benutzen, bis nur noch die Botschaft zu sehen ist, keine Länder, keine Grenzen. (ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 23./24.8.2003)

(In der Biennale von Venedig noch bis 2. November)

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