Francis Fulton Smith als Franz Josef Strauß.

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Es ist der Auftakt einer echten Männerfeindschaft. 1957 lädt Spiegel-Macher Rudolf Augstein den damaligen deutschen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) in seine Hamburger Villa ein.

Dort trinkt und diskutiert man sich zu erbitterten Gegnern. Im Film "Die Spiegel-Affäre" (Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD) kippt Strauß angetrunken in die Runde, bevor er wütend abdampft.

1962 hält die Spiegel-Affäre das Land in Atem. Auf Geheiß von Strauß werden Augstein und Redakteure verhaftet, es wird ihnen "Landesverrat" wegen eines kritischen Artikels über die Bundeswehr vorgeworfen.

Noch heute gilt dies als Initialzündung für den Kampf um Pressefreiheit in Deutschland. Der Bürgerprotest gegen die Regierung war enorm. Zu einer Anklage gegen Augstein kam es nicht, Strauß trat ab und hatte die Kanzlerschaft verspielt.

Der Film konzentriert sich auf den Kampf der Egomanen: da der liberale Augstein (Sebastian Rudolph), dort der polternde Strauß (Francis Fulton-Smith), der zum Entsetzen Augsteins atomar aufrüsten will.

Schwarz-weiß sind zwar einige Szenen, erfreulicherweise nicht aber die Darstellung der beiden nach dem Motto: Augstein gut, Strauß böse. Im Gegenteil: Strauß ist auch verletzlich, nachdenklich, Augstein ein besessener Zyniker.

Der Film ist fast zu dicht, denn in Wirklichkeit haben die beiden in den fünf verfilmten Jahren noch anderes zu tun gehabt als bloß einander zu bekämpfen. Strauß regierte, Augstein publizierte. All dies wird ausgelassen. Dennoch ist der Film ein hervorragendes Stück Zeitgeschichte – auch dank Fulton-Smith, der Strauß so grandios verkörpert, dass man ihn ab jetzt nie wieder auf dem Traumschiff erwischen will. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 7.5.2014)