"Jetzt reden alle über Prism und die NSA. Ich hoffe, 'Watch Dogs' bietet Anlass, die Dinge aus einer weiteren Perspektive zu betrachten."

Foto: Ubisoft

Im Ende Mai erscheinenden Videospiel "Watch Dogs" werden Spieler zu einem Hacker, der mit seinem Smartphone nicht nur andere Bürger bespitzeln sondern auch zentrale Infrastrukturen in seine Kontrolle bekommen kann. So überspitzt dies klingen mag, so sehr ließen sich die Autoren und Designer von der Realität inspirieren.

Wirklichkeit eingeholt

"Wir hatten mit der Idee begonnen, wie es wohl wäre, wenn jemand eine komplette Stadt in seiner Hand hätte und alles kontrollieren könnte. Also fragten wir uns: Wie macht er das? Na ja, dachten wir, indem er hackt. Aha. Und womit hackt er? Mit seinem Smartphone. Aber was kann er alles kontrollieren? Was passiert bei seinen Hacks? Er sammelt Informationen. Stichwort: Gesichtererkennung. Was die Leute von sich online stellen. Ihre Privatsphäre. Was über sie wo und wann an Informationen gesammelt wird. In dieser Richtung haben wir weitergegraben. Darauf bauten wir unsere Geschichte auf", sagt Autor Kevin Shortt im Interview mit Eurogamer.de. "Und jetzt haben wir die echten Schlagzeilen und erkennen, dass uns die Wirklichkeit längst eingeholt hat."

Shortt sieht sein Werk nun mehr als Abbild dessen, was heute schon passiert. "Ich hoffe, das Spiel hält der Wirklichkeit einen Spiegel vor. Wir verbreiten so viele Informationen und es geht alles so schnell, dass wir gar nicht mehr Schritt halten können. Jetzt reden alle über Prism und die NSA. Ich hoffe, 'Watch Dogs' bietet Anlass, die Dinge aus einer weiteren Perspektive zu betrachten."

Anonymous

Orientierte man sich beim durch Rachegedanken motivierten Protagonisten Aiden Pearce noch an klassischeren Figuren der Literatur, schaute man sich für die im Spiel beleuchtete Untergrundorganisation DeadSec einiges von der Realität ab.

"Anonymous war eine Inspirationsquelle für uns. Wir wollten diese organisierte und gleichzeitig desorganisierte Organisation mit ihrer in einzelne Zellen aufgesplitteten Struktur haben", so Brand-Content-Director Thomas Geffroyd in einem Gespräch mit Examiner. Im Zuge der Recherche versuchte man zudem ein akkurateres Bild von Hackern zu erstellen und besuchte dafür Veranstaltungen wie die DefCon. "Ich denke sie sind ziemlich sauer darüber, wie (reale Hacker) all die Jahre porträtiert wurden. Ich denke, die Community ist zu breit gefächert wie jede andere. Daher hat man manche schwarze Schafe, die Betrüger sind und versuchen Schaden anzurichten. Aber ein riesiger Teil der Hacker-Community besteht aus Sicherheitsleuten, die versuchen, Geräte zu testen und zu reparieren, um sicherzustellen, dass alles gut funktioniert. Ein großer Teil der Community hilft uns jeden Tag." (zw, derStandard.at, 6.5.2014)