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133.000 Personen in Wien waren im April Klienten des AMS.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - Steigende Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig steigender Beschäftigung - mit diesem "Wiener Phänomen" (Vizebürgermeisterin Renate Brauner, SP) kämpft die Bundeshauptstadt schon lange. Erst vergangene Woche gab es erneut alarmierende Zahlen: Mehr als 133.000 Personen waren im April als arbeitslos gemeldet oder in einer Schulung - ein Plus von 17,7 Prozent im Vergleich zum April 2013.

Arbeiterkammer (AK), Stadt und Arbeitsmarktservice (AMS) betrachteten nun mittels qualitativer Interviews, wo Arbeitslosen unter Umständen zu wenig geholfen wird. Einer der häufigsten Kritikpunkte war dabei, dass das AMS oft nicht die kontinuierliche Betreuung durch einen Betreuer sicherstellen kann. Das sei natürlich eine Frage des Personalstandes, sagte AMS-Wien-Chefin Petra Draxl. Etwa 200 neue Mitarbeiter seien derzeit in Ausbildung; das Betreuungsverhältnis liegt derzeit bei eins zu 250, im Österreich-Schnitt kommen auf einen Betreuer 190 Arbeitssuchende.

Bonus-Malus-System für Unternehmen

Wiens AK-Präsident Rudolf Kaske forderte neben mehr Personalressourcen für das AMS eine Anhebung des Arbeitslosengeldes von 55 auf 60 Prozent des letzten Nettobezugs. Außerdem dürfe die Sperre des Arbeitslosengeldes erst wirksam werden, wenn sie auch rechtswirksam verhängt wurde, meint Kaske; denn in 25 bis 30 Prozent der Fälle werde diese nach Einspruch der Betroffenen wieder aufgehoben.

Ein Ergebnis der Befragung ist die besonders triste Situation für ältere Arbeitnehmer, der der AK-Präsident mit einem Bonus-Malus-System für Unternehmen entgegenwirken will. Aber auch bei den Jüngeren hat Wien ein Problem, denn es mangelt an der Bildung. Mehr als 50 Prozent der Arbeitslosen haben als höchste abgeschlossene Ausbildung die Pflichtschule vorzuweisen.

Ob es da schlau sei, im Bildungsbudget zu sparen? Vizebürgermeisterin Brauner spielte den Ball von der roten Bildungsministerin zum schwarzen Finanzminister: "Lineare Budgetkürzungen machen keinen Sinn." Ganz allgemein gesprochen könne man im Bildungsbereich zwar in der Verwaltung, aber nicht "inhaltlich" sparen, argumentiert Brauner. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 6.5.2014)