Stört das Image vom Grünwähler als "Ökofuzzi" überhaupt nicht: Diana Witzani und Cengiz Kulac, Vorsitzende der Jungen Grünen.

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Wien - Die Jungen Grünen kommen gleich im Doppelpack zum Interview, schließlich haben sie ja auch zwei Bundesvorsitzende: Cengiz Kulac und Diana Witzani.

Auch diesmal fragen wir gleich als Erstes, wie viele von zehn möglichen Punkten sie der EU geben würden: Witzani vergibt immerhin fünf, Kulac nur drei Punkte.

Tatsächlich würde der 25-Jährige die EU am liebsten von Grund auf neu strukturieren: "Ob es Vereinigte Staaten von Europa oder Europäische Föderation heißt, ist ziemlich egal. Es geht um eine sozialpolitische Einheit - und nicht 28 Staaten, die sich niederkonkurrieren."

Ebenso ist den beiden die "inhumane Flüchtlingspolitik" ein Dorn im Auge: "Die Menschen wollen nach Europa, aber wir machen die Schotten dicht", sagt Witzani.

Bei der EU-Wahl empfehlen die beiden wenig überraschend ihre Mutterpartei, die - "so EU-affin sie auch ist" - trotz allem immer wieder wichtige Kritikpunkte anspricht. Auch deren EU-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek ist bei beiden beliebt, vor allem wegen ihres Engagements für die Rechte von Lesben und Schwulen.

Andererseits solle man sich auch die anderen Parteiprogramme ansehen. "Das Bildungsprogramm der SPÖ ist nicht übel, wenn sie dazu stehen würde", gibt Kulac als Beispiel an.

"Kreuzerl reicht nicht"

Seit der Grazer ein Auslandsjahr in New York verbracht hat, hofft er, dass man die Diversität der USA auch auf die EU übertragen könnte. Andererseits missfiel ihm dort, dass soziale Auffangnetze fehlen würden: "In Europa sind wir auch gerade dabei, diese abzubauen. Es geht jetzt darum, den Sozialstaat aufrechtzuerhalten."

Doch wie motiviert man eine als politikverdrossen geltende Generation?

Die meisten Jugendlichen hätten stets das Bild von alten Männern im Kopf, die im Parlament sitzen und Gesetze verabschieden, sagt die 23-jährige Witzani. Das wahre Wesen von Politik sei jedoch ein anderes, "nämlich das, was wir jeden Tag machen".

"Das Kreuzerl reicht halt nicht", ergänzt Kulac. "Man sollte selber politisch aktiv sein, mal auf eine Demo gehen." (Nadine Dimmel (15) Anna Strümpel (17), DER STANDARD, 5.5.2014)