Schüler Jakob (li.) beim Körbewerfen mit Money Boy. In seiner Kindheit wollte der Wiener einst Basketballprofi werden: "Aber mit der Pubertät habe ich begonnen, mich für Hip-Hop zu interessieren."

Foto: Standard/Liebentritt
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Wien - Vor drei Jahren gab es praktisch niemanden an unserer Schule, der seine Lieder nicht gehört hat. Sei es aus Belustigung, oder weil man es wirklich cool fand, wie da ein Wiener Rapper unbeirrt seinen eigenen Weg geht, auch wenn dieser oft an der Grenze zur Peinlichkeit vorbeischrammte. Stets fragten wir uns, ob der Typ das wirklich ernst meint: Money Boy, der wohl umstrittenste Rapper Österreichs.

Dabei hat der 32-Jährige auch eine andere, weniger bekannte Seite: Kaum jemand weiß etwa, dass Sebastian Meisinger, wie Money Boy bürgerlich heißt, ein abgeschlossenes Publizistikstudium in der Tasche hat. "Gangsta-Rap in Deutschland" lautet der Titel seiner 2008 eingereichten Magisterarbeit - kein Schmäh.

Um hinter sein Rapper-Image zu blicken, verabredeten wir uns auf dem Basketballplatz im Türkenschanzpark, wo Meisinger regelmäßig abhängt.

Mein erster Eindruck: Money Boy ist wirklich groß gewachsen, sicher an die zwei Meter. Noch stärker sticht jedoch seine Kleidung ins Auge: komplett in Rot gehalten, hebt sich nur die massive Goldkette farblich ab. Die Tattoos auf seinen Armen, das betont er ausdrücklich, seien allesamt echt.

Zurück ins Jahr 2010: Mit seinem Durchbruch Dreh den Swag auf heimste Money Boy nicht nur vom Fleck weg 14 Millionen Youtube-Klicks ein, sondern sorgte auch dafür, dass der Begriff "Swag" 2011 zum Jugendwort des Jahres gewählt wurde. Swag bezeichnet die Fähigkeit, stets eine lässig-coole Aura zu versprühen.

Neben dem schnellen Erfolg musste allerdings auch gleichzeitig niemand anderer mehr Häme aus der Rap-Szene einstecken als er. Sogar die Bild -Zeitung titelte damals: "Ist Money Boy der schlechteste Rapper der Welt?"

Andere wiederum hielten den Österreicher schon damals für einen genialen Entertainer.

Längst ist es ziemlich ruhig um seine Person geworden. Ob ihn das stört? "Meine Fangemeinde ist zwar kleiner geworden, dafür aber treuer. Dass der Anfangshype irgendwann mal schwinden wird, das wusste ich. Damit hatten auch Rapper wie 50 Cent und Jay-Z zu kämpfen." Auch das ist typisch Money Boy: Sich in einem Satz mit den Rap-Legenden aus New York zu vergleichen, würde sich wohl niemand anders hierzulande trauen.

Als ich ihn auf seine teils sexistischen Videos von früher anspreche - etwa mit nackten, nur mit Schokosoße bekleckerten Models in der Badewanne -, zeigt sich Money Boy ziemlich selbstkritisch. Heute würde er so etwas jedenfalls nicht mehr veröffentlichen: "Das habe ich nicht nötig."

Es scheint, als würde er sich überhaupt weg vom belächelten Rapper hin zum ernst zu nehmenden Musiker entwickeln wollen. Keine Frage, im Türkenschanzpark hatte ich einen überraschend aufgeschlossenen und ehrlichen Money Boy vorgefunden.

Im Übrigen auch einen talentierten Basketballspieler, der gefühlte acht von zehn Würfen verwandelt. In seiner Kindheit war es gar Meisingers Traum, einmal Profi zu werden: "Aber mit der Pubertät habe ich begonnen, mich für Hip-Hop zu interessieren."

Ans Aufhören denkt er übrigens noch lange nicht: "Ich bin jung, und im Moment macht mir meine Arbeit Spaß. Was ich danach einmal machen möchte, weiß ich noch nicht." Auch wenn seine Eltern "wahrscheinlich zu alt sind", um seine Musik zu mögen, haben sie ihn immer unterstützt: "Das sollten alle Eltern tun - das Vorhaben ihrer Kinder unterstützen!" (Jakob Sturn (17), DER STANDARD, 5.5.2014)