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Anhänger der Jugendgruppe Nashi, die hinter den Internet-Trollen stecken soll

Foto: EPA/Ilnitsky

Bezahlt die russische Regierung Internet-Trolle, um Forendiskussionen über die Ukraine-Krise zu stören? Diese These stellt die Onlineausgabe des britischen Guardian in den Raum, nachdem sich Beschwerden von Lesern und Community-Managern massiv gehäuft hatten.

Vorurteile und Falschmeldungen

Auffallend sei, dass jeder Artikel über neue Entwicklungen in der Ukraine sofort von pro-russischen Kommentaren überschwemmt werde, so der Leserbeauftragte des Guardian. Die Forenbeiträge seien dabei derart von Vorurteilen und Falschmeldungen geprägt, dass sie schon als Propaganda zu bezeichnen sind.

"Netzwerk an Trollen"

Der ehemalige Moskau-Korrespondent des Guardian vermutet, dass bezahlte Kampfposter hinter den Beiträgen stecken: Harding war bis 2011 in Russland, dann wurde er von Putin des Landes verwiesen. Er berichtet, dass schon im Februar 2012 Emails veröffentlicht wurden, die den Aufbau eines "Netzwerks an Trollen" belegen.

Die geleakte Korrespondenz zwischen einer russischen Jugendgruppe namens Nashi und der Bundesjugendbehörde belege dies klar, es werde etwa ein Vergütungsschema für Zahlungen an Journalisten und Blogger angeführt. Deshalb seien die Kampfposter auch als "Nashibots" bekannt.

Spezifische Anweisungen

Auffällig sei unter anderem, dass in den Postings immer wieder die gleichen Phrasen benutzt würden, so der Guardian weiter, "als ob die Trolle spezifische Anweisungen erhalten hätten." Zwar habe die britische Zeitung keine Beweise für eine durchgeplante Kampagne, allerdings starke Indizien.

Deutschsprachiger Raum: Ähnliche Erfahrungen

Deutsche Onlinemedien wie der Spiegel oder die FAZ haben ebenfalls über eine Welle an pro-russischen Onlinekommentaren berichtet. So soll "Anonymous" dazu aufgerufen haben, die Foren und Facebook-Seiten deutschsprachiger Nachrichtenseiten mit Spam zu füllen. Es ist allerdings stark zu bezweifeln, dass es sich dabei um den Kern hinter dem Anonymous-Hackerkollektiv handelt. 

DerStandard.at: Hitzige Debatten

Auch in den Foren von DerStandard.at kann eine Vielzahl an pro-russischen Postings beobachtet werden, allerdings sind ebenso Netzwerke an Euromaidan-Aktivisten unterwegs, die ihre Einträge gegenseitig positiv bewerten und anfeuern. Solche Entwicklungen seien aber bei brisanten Debatten normal, so das DerStandard-Community Management.

Dass die Pro-Putin-Poster bezahlt werden, hält man für nicht wahrscheinlich - auffällig ist jedoch, wie oft dieser Vorwurf in letzter Zeit von der Gegenseite benutzt wird. (fsc, derStandard.at, 5.5.2014)