BASIC erschloss das "fremde Wesen" Computer zahlreichen Interessierten und spielt eine wichtige Rolle im Beginn der Homecomputer-Ära.

Foto: Screenshot

Fünfzig Jahre nachdem John Kemeny und Thomas Kurtz am Dartmouth-College das erste BASIC-Programm gestartet haben, blickt die Programmiersprache auf eine bewegte Geschichte zurück. Sie mag zwar in der heutigen Welt der Softwareentwicklung kaum noch eine Rolle spielen, erschloss damals aber die Welt der Computer für unzählige Menschen.

Revolution

Kemeny und Kurtz, beide Mathematikprofessoren, waren schon 1964 der Ansicht, dass es in Zukunft für jeden wichtig sein würde, mit einem Computer umgehen zu können. Dabei dachte man eigentlich hauptsächlich an den eigenen Lehrbetrieb. "Wir haben eine Sprache gebracht, die man allen Studenten und Lehrenden beibringen könnte, ohne dass diese einen Kurs belegen müssen", sagt Kurtz gegenüber dem Time Magazine.

BASIC machte Rechner überhaupt erst vernünftig bedienbar für viele Nutzer. In den 1960ern erstellte man seine Eingabe mit einem Lochkartenstanzer, übergab die Karte einem geschulten Mitarbeiter und erhielt oft erst am nächsten Tag den Ausdruck des Ergebnisses. Mit der neuen Sprache erteilte dem Rechner Instruktionen und dieser führte sie sofort aus. Während man dies heute praktisch von jedem Computer, Tablet oder Smartphone erwartet, stellte dies damals eine Art Revolution dar.

Vorgeschichte

Die Geschichte der Sprache und des Personal Computings ist eng verwoben mit der von John Kemeny, der im Jahr 1992 verstarb. Er war, als 1926 in Ungarn geborener Jude, 1940 vor den Nazis mit seiner Familie in die USA geflohen. Er besuchte die Princeton University und trug arbeitete dazwischen ein Jahr lang am Manhattan Project mit.

Bevor er als Mathematikprofessor 1953 in Dartmouth anheuerte, war er auch als Assistent von Albert Einstein tätig. 1955 wurde er im Alter von 29 Jahren Leiter der mathematischen Fakultät. Seine Idee war es, dass jeder Student Zugriff auf einen Computer haben sollte. Zur damaligen Zeit war der Umgang mit den Rechnern ausgewählten Mitarbeitern vorbehalten, die meisten Studenten hatten noch nie ein solches Gerät gesehen.

Gleichzeitig statt hintereinander

1956 hatte Tom Kurtz in Dartmouth angeheuert. Er erdachte das "Dartmouth Time-Sharing System" (DTSS), in welchem die Rechenkapazitäten eines Computers mehreren Menschen zur selben Zeit bereit stehen, anstatt die Eingaben der Nutzer stets hintereinander abzuarbeiten. Das, so schildert der aktuelle Fakultätsvorstand Dan Rockmore, trug wesentlich dazu, die Studenten für Computer zu interessieren. "Niemand will ein zehnzeiliges Programm ans Rechenzentrum schicken, ohne vorher zu wissen, ob es funktioniert", sagt er.

Kemeny und Kurtz hatten zwei Mal versucht, mit eigens für Anfänger erstellten Programmiersprachen – dem "Dartmouth Simplified Code" und dem "Dartmouth Oversimplified Programming Experiment" – mehr Studenten zu begeistern, ehe sie nach Umwegen über ALGOL und Fortran schließlich die erste Version von BASIC erstellten und das DTSS einrichteten.

Letzteres war erst dank eines 300.000 Dollar schweren Zuschusses der National Science Foundation möglich, benötigte man dazu doch zwei rechenstarke Mainframes. Der größere und leistungsfähigere Computer, ein General Electric GE-235 war hauptsächlich für aufwändigere mathematische Kalkulationen zuständig, während der kleinere Datanet-30 mit den Eingabeterminals kommunizierte.

14 Befehle

Am 1. Mai 1964 um vier Uhr früh wurde nicht nur ein BASIC-Programm ausgeführt, sondern – je nach Schilderung – zwei oder drei. Somit bewies man nicht nur die Funktionstüchtigkeit der Programmiersprache, sondern auch die geglückte Implementation des DTSS.

14 Befehle konnten die Studenten fortan auf den elf Teletype-Terminals verwenden. "Print" zeigte Texte an oder druckte sie aus, "Let" löste mathematische Rechenvorgänge aus. "If" und "Then" ermöglichten die Arbeit mit Bedingungen, "For" und "Next" die Einrichtung von Schleifen. Mit "Goto" konnte man das Programm zu einer anderen Zeile seines Quellcodes wechseln lassen, "End" teilte dem Rechner mit, dass nichts mehr zu tun war.

Zwei Jahre später gesellte sich "Input" zum Vokabular. Die Möglichkeit, das Programm mit alphanumerischem Text zu füttern erlaubte es erstmals, wirklich interaktive Software zu schreiben. Gedacht war dies zwar für mathematische Zwecke und einfache Simulationen, genutzt wurde es aber auch bald erste Spiele.

Offenheit

Kemeny und Kurtz bestanden dabei auf Offenheit im Umgang mit dem neuen System. Jeder Student sollte ins Rechenzentrum gehen und eines der Terminals nutzen können, egal ob er auf dem Rechner ein Problem erforschen, ein Spiel spielen oder jemandem einen Brief schreiben wollte.

1967 hatten laut einem Bericht über 2.000 Dartmouth-Studenten bereits Erfahrung mit Computern gesammelt, in dem sie ihre eigenen Programme erstellten und verbesserten. Anderen Universitäten ermöglichte man den Zugriff auf DTSS über Telefonleitungen oder half ihnen, eigene Timesharing-Systeme einzurichten. General Electric kommerzialisierte BASIC und DTSS und bot es Geschäftskunden an. Andere Hersteller entwickelten bald eigene BASIC-Varianten.

Eine Sprache erobert die Computerwelt

BASIC demokratisierte den Umgang mit Computern und verbreitete sich schnell. In den 1970ern entwickelten Paul Allen und Bill Gates BASIC für einen der ersten Heimcomputer, den Altair-8800 auf Basis eines Emulators. Daraus wurde schließlich Microsoft BASIC, das später unter anderem von Apple-Mitgründer Steve Wozniak lizenziert wurde.

Viele der frühen Heimcomputer brachten die Sprache bald mit. Seine späteren Betriebssysteme stattete Microsoft ebenfalls mit einem BASIC-Interpreter aus und beförderte die Sprache mit Visual Basic auch ins Zeitalter der grafischen Benutzeroberflächen.

Im Laufe der 1990er verlor die Programmiersprache allerdings an Bedeutung. Andere, mächtigere und innovativere Tools rückten mit dem Paradigmenwechsel zu objektorientierter Programmierung an seine Stelle. Windows ME war das letzte Microsoft-Betriebssystem, das BASIC von Haus aus mitbrachte.

Comeback gefordert

2006 forderte der Sci-Fi-Autor David Brin in einem Buch die Rückkehr der Sprache, um Menschen zum Programmieren zu begeistern. Er vermisst es, dass moderne Rechner und Systeme keine Bordmittel mehr mitbringen, die es ermöglichen, einfach drauf los zu Programmieren.

Wer sich heute mit BASIC beschäftigen will, muss aber nicht verzagen. Es gibt einige freie Interpreter, darunter das browserbasierte Quite Basic oder das von Microsoft 2008 erfundene Small Basic. Unzählige Tutorials führen in die Sprache ein und ermöglichen schnell erste Programmiererfolge. (red, derStandard.at, 05.05.2014)