Gefangen in der Zisterne: "Das persische Krokodil".

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Wien - Mit weit aufgerissenem Maul hockt es in der Falle und wertet jeden Annäherungsversuch als Angriff. Dem Krokodil aus Houchang Allahyaris und Maziyar Moshtagh Goharys Dokumentarfilm ist beim besten Willen nicht leicht zu helfen. Dass zwei Umweltschützer das stattliche Exemplar dennoch aus seiner Not zu befreien versuchen, liefert das so schlichte wie fesselnde Drama dieses filmischen Kleinods: Mensch und Tier in einer Gegenüberstellung, die allen guten Intentionen zum Trotz die Unterschiede der Gattungen zum Vorschein bringt.

Houchang Allahyari, den heimischen Kinofans durch seine engagierten Dokumentar- und Spielfilme (zuletzt: Der letzte Tanz) vertraut, beweist mit Das persische Krokodil, dass die besten Geschichten oft die gefundenen sind: Gestoßen ist er auf diesen "animal trouvé" während einer Recherchereise im südostiranischen Balutschistan, wo sich das Reptil nach einer Überschwemmung in einer Zisterne wiederfand, aus der es eigenmächtig nicht mehr herauskam.

Ort, Zeit und Handlung sind in dem einstündigen Film somit auf klassische Weise geeint. Die an eine Parabel erinnernde Dynamik der Hilfsaktion entsteht auf der einen Seite aus dem Unwillen des Tieres, das ob der menschlichen Zudringlichkeiten immer bockiger wird, und der mangelhaften Logistik (beziehungsweise Ausrüstung) der Retter andererseits.

Mehrmals nähern sich die Männer dem Krokodil an, um diesem mit einem Teppich zunächst die Sicht zu verunmöglichen und es dann notdürftig zu fesseln - kleinere Etappensiege enden allerdings immer wieder damit, dass sich das Tier schlussendlich doch befreien kann und in ein anderes Eck flüchtet.

Es lässt sich darüber spekulieren, wie sehr sich der Sauriernachfahre überhaupt seiner misslichen Lage bewusst ist. Die Sympathien des Zuschauers sind diesem jedenfalls sicher, und mit jeder Runde, in der es sich widersetzt, steigt der Respekt. Seine physische Stärke scheint irgendwann nur dazu da zu sein, die Unbedarftheit der Gegenseite noch zu unterstreichen. Ein Aspekt, dem der Film einige sehr komische Momente abgewinnt.

Auf der Diagonale 2013 wurde der Film zu Recht als beste Kurzdoku gewürdigt. Allahyari selbst weist gerne darauf hin, dass die Regie zu einem Gutteil auf das Konto des Krokodils geht. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 5.5.2014)