Die nicht geringe Zahl von anti-amerikanisch eingestellten Zeitgenossen, ganz rechts oder ganz links, greift gern auf folgende Stereotypen zurück: die Dezimierung der Indianer, die Sklaverei sowie sämtliche Verschwörungstheorien von "Pearl Harbour war doch ein Trick von Roosevelt" über "Kennedy wurde doch in Wirklichkeit von ... ermordet" (passende Paranoia einsetzen) bis zu "9/11 war doch ein großes Komplott von CIA, NSA, Mossad etc".

Dann gibt es viele, die die USA für eine manchmal ziemlich problematische, im Wesentlichen aber allen anderen denkbaren Führungsnationen vorzuziehende Demokratie halten, die uns zuerst von den Nazis befreit und dann vor Stalin beschützt hat.

Aber auch die haben ihre Probleme mit zwei sehr amerikanischen Phänomenen: die allgemeine Waffenverrücktheit und dieses Festhalten an der Todesstrafe. Kürzlich wurde in Oklahoma ein Mörder 43 Minuten lang zu Tode gebracht. Man injizierte ihm ein unerprobtes Gift, das eine dreiviertelstündige Todesqual auslöste. Ergebnis? Man überlegt die Wiedereinführung des elektrischen Stuhls. Den hat man abgeschafft, weil die Delinquenten leider oft zu brennen begannen.

Immerhin: Die Todesstrafe ist in den USA auf dem Rückzug. Aber es dauert zu lange und es hilft nichts, auf Todesstrafenhochleistungsstaaten wie China oder Iran zu verweisen. Ein voll zivilisiertes Land braucht keine Todesstrafe. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 3./4.5.2014)