Rindfleischkaiser Mario Plachutta hat ein Imageproblem.

Foto: Andy Urban/Standard

Als Gentleman-Rennfahrer pilotiert er seinen 400.000 Euro teuren Flügeltür-Renn-Mercedes durchaus erfolgreich. Ein Image als unternehmerischer Gentleman aber wird sich der Siedefleischmulti Mario Plachutta nur noch mit erheblicher Anstrengung aufbauen können. Zu nachhaltig erweist sich der "Shitstorm", der in den sozialen Medien über den Betreiber der Plachutta-Restaurants hereingebrochen war, nachdem der fristlose Hinauswurf eines Mitarbeiters wegen unerlaubten Zuckerkonsums vergangene Woche von Gerichts wegen für unrechtmäßig erklärt worden war.

Ob ihm daran gelegen wäre, ist aber mehr als fraglich. Schon als der Sohn des - auch für sein Standardwerk Die gute Wiener Küche - legendären Kochs Ewald Plachutta im Jahr 1993 als 23-jähriger Jungspund den Plachutta in der Wollzeile eröffnete, wurde er von Mitarbeitern nur kurz "Burli" gerufen. Ganz schnell, so ein Mitarbeiter, habe man nämlich "den eisernen Besen" zu spüren bekommen, mit dem Plachutta durchs Unternehmen fegte.

"Rindfleisch-Kaiser"

Eine Gastrokette mit derzeit sechs Betrieben (weitere vier sollen noch dazukommen), die 300.000 Gäste im Jahr verköstigt und mit 300 Mitarbeitern mehr als 30 Millionen Euro Umsatz machen soll, baut man nicht als Everybody's Darling auf. Wobei: Gerade die Boulevardpresse bejubelte den Gastronomen bisher stets als "Rindfleisch-Kaiser", zu Eröffnungen seiner Lokale erschienen schon einmal "exklusive" Storys im Format mehrseitiger Bildgeschichten.

Auch dem Gourmetführer Gault-Millau sind die drei Siedefleischrestaurants und das "Gasthaus bei der Oper" trotz freimütig eingestandener "Systemgastronomie" stets eine Haube wert - selbst wenn sich in der aktuellen Ausgabe ein Rezensent über "Nachlässigkeit und Desinteresse" vonseiten des Personals ebenso erhitzt wie über die "vorgefertigte" Anmutung mancher Speisen.

Neben Autos gilt die Leidenschaft des geschiedenen Vaters zweier Kinder dem Sammeln von Habsburg-Memorabilia. Längst soll Plachutta sich auch hier zum größten seiner Art entwickelt haben. Neben einer Haarlocke des Kaisers, einem Kruzifix aus dem Sarg (!) von Mary Vetsera oder einem Picknickkorb von Kronprinz Rudolf verfügt er auch über ein Teeservice von Kaiserin Sisi. Aus dem wolle er, wie er News anvertraute, "irgendwann einmal" auch trinken. Es wird sich wohl jemand finden, der ihm dazu den Zucker bringt. (Severin Corti, DER STANDARD, 3.5.2014)