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"Normale" Spieler wiederholen beim Gewinn einer Runde auffällig oft jenes Symbol, mit dem sie gerade siegreich waren.

Foto: AP Photo/Alexander F. Yuan

Hangzhou - Schere, Stein, Papier, das seit über 2000 Jahren praktiziert wird, ist kein reines Glücksspiel. Deshalb gibt es seit einigen Jahren auch Meisterschaften. Das erste internationale Turnier fand 2008 in Peking statt, gewonnen hat übrigens ein Ire.

Chinesische Forscher der Zhejiang Universität beschäftigen sich seit einiger Zeit mit dem Spiel, für das die klassische Spieltheorie eine eindeutige Empfehlung hat: Die Spieler sollten sich rein zufällig entscheiden - immer mit der gleichen Wahrscheinlichkeit für eines der drei Symbole. Das würde ein Nash-Gleichgewicht darstellen - benannt nach dem Spieltheorieexperten John Forbes Nash Jr., der durch die Verfilmung seines Lebens ("A Beautiful Mind") auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde.

Die chinesischen Wissenschafter wollten nun überprüfen, ob sich Spieler tatsächlich daran halten, und ließen insgesamt 360 Studenten in Gruppen zu je sechs Personen antreten. Jeder Student spielte insgesamt 300 Runden gegen die anderen Teilnehmer seiner Gruppe. Die Gewinner erhielten eine Belohnung, die von der Anzahl der Siege abhängig war.

Tatsächlich wählten die Spieler die drei Symbole jeweils ziemlich genau gleich oft. Doch sie hielten sich nicht sehr an den Zufall und damit an das Nash-Gleichgewicht, sondern zeigten auffällige Verhaltensmuster, wie die Forscher um Zhijian Wang auf der Forschungsplattform "arXiv" berichten.

Erstens wiederholten die Teilnehmer vergleichsweise oft ein Symbol, wenn sie gerade eine Runde gewonnen hatten. Zweitens wurde das Symbol meist gewechselt, wenn sie damit verloren hatten. Und drittens wurde meist in jener Reihenfolge gewechselt, die dem Spiel seinen Namen gibt, also von Schere zu Stein, von Stein zu Papier.

Die Strategie, beim Gewinnen auf das gleiche Symbol zu setzen, wird in der Spieltheorie als "win-stay lose-shift" bezeichnet und dürfte in unser Gehirn "einprogrammiert" sein, vermuten die Forscher. Im Wissen um diese Verhaltensweise könnte man höhere Siegchancen einfahren - allerdings nur dann, wenn der Gegner nichts davon weiß. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 3.5.2014)