Jerusalem - Rund 150.000 speziell gezüchtete Marienkäfer sind Mitte dieser Woche im israelischen Banjas-Naturreservat freigesetzt worden. Sie sollen ein Nationalsymbol des Landes retten: Der Feigenkaktus aus der Gattung der Opuntien ist von einer aus Mittelamerika eingeschleppten Schildlausart bedroht, die Gift in das Pflanzengewebe spritzt, um es besser aussaugen zu können. Dadurch sterben die Kakteen ab.

Da die Laus Dactylopius opuntiae im östlichen Mittelmeerraum keine natürlichen Feinde hat, sehen Wissenschafter den gesamten Feigenkaktusbestand in Israel bedroht, obwohl der Schädling bisher nur im Chulatal im Nordzipfel des Landes und auf den benachbarten Golanhöhen massiv aufgetreten ist. Wenn der erste Test mit den Käfern im stark betroffenen Naturreservat am Banjas, einem Quellfluss des Jordan, erfolgreich verläuft, sollen die natürlichen Schädlingsbekämpfer in großen Scharen auch anderswo zum Einsatz kommen.

Menschliche Einflussnahme par excellence

Die Ironie an der Sache ist, dass hier im Grunde Bioinvasoren in den Kampf gegen andere Bioinvasoren geschickt werden, um eine dritte Art von Bioinvasoren zu schützen. Denn nicht nur die Schildlaus ist ortsfremd: Die Marienkäfer der Spezies Cryptolaemus montrouzieri stammen ursprünglich aus Australien und wurden in einem israelischen Labor über Jahrzehnte hinweg gezüchtet und an die regionalen Umweltbedingungen angepasst.

Aber auch die Kakteen sind eigentlich Fremde. Sie stammen ursprünglich aus der Neuen Welt, waren aber schon vor etwa 200 Jahren aus Mexiko nach Palästina geholt worden, um aus ihnen mithilfe einer anderen Schildlausart den roten Farbstoff Karmin zu gewinnen. Auch in anderen Mittelmeerländern wurde die Pflanze eingebürgert und wächst dort mittlerweile wild. (APA/red, derStandard.at, 2. 5. 2014)