Frosch und Freunde frieren bei sibirischer Kälte: Kermit, Fozzy, Animal und Walter sind mit den Muppets diesmal auf Welttournee, nicht alle Destinationen steuern sie freiwillig an. 

Foto: Walt Disney Company

Wien - Die Muppets, farbenfrohe, großmäulige Wesen aus Schaumstoff, Schurwolle und Synthetikfaser, wurden einst fürs Fernsehen geboren. Der US-amerikanische Puppenbauer und -spieler Jim Henson (1936-1990) erdachte ihnen, aus der Sesamstraße kommend, ihr eigenes kleines Universum, und ein in die Jahre gekommenes Varieté-Theater diente ihnen ab 1976 als Schauplatz ihrer Darbietungen. Figuren wie Kermit der Frosch, seine Schweine-Diva Miss Piggy oder der immer bloß unfreiwillig komische Stand-up-Comedian Fozzy Bär konnten sich bis 1981 inmitten vieler liebenswerter Knallchargen als Stars mit Marotten profilieren.

Danach wurden keine neuen Shows mehr produziert, aber die Puppentruppe hatte sich bereits einen festen Platz in der Popkultur erobert. Anfang 2012 kam mit Die Muppets jener Film in die Kinos, der die inzwischen Disney gehörenden Charaktere aufs Charmanteste für ein weltweites Publikum (wieder)belebte.

US-Schauspieler Jason Segel (How I Met Your Mother), erklärter Muppets-Fan, agierte damals als treibende Kraft hinter der Kamera - und als Verbündeter der Stofffiguren davor. Dieses Mal ist er nicht mehr dabei. Aber Co-Autor Nicholas Stoller, Regisseur James Bobin und Songschreiber Bret McKenzie, zuletzt etwa für die großartige, inzwischen oscarprämierte Identitätsstörungshymne Man or Muppet verantwortlich, sind dem Projekt treu geblieben.

Der vorige Film funktionierte nach dem klassischen Muster eines Backstage-Musicals. Der neue ist mehr eine Abenteuerkomödie und erinnert an turbulente, bereits historische filmische Unternehmungen wie die originale Rosaroter-Panther-Serie. Die Geschichte beginnt damit, dass die Muppets nach dem Ende ihres Kinocomebacks (und der Rettung ihres Theaters) offenbar an alte Erfolge anknüpfen konnten. Sie machen ihre Show in Los Angeles, da taucht ein freundlicher, von Ricky Gervais verkörperter Mann namens Dominic Badguy (sprich: "badguiii") auf und überredet sie zu einer Welttournee.

Impresario Kermit bleibt als Einziger zögerlich. Ohne es zu wissen, hat er dafür einen triftigen Grund. Die Showtruppe und ihre Gastspiele sollen in Wahrheit nur als Fassade für eine Serie von hochkarätigen Diebstählen herhalten und Kermit selbst durch einen Doppelgänger ersetzt werden: den brandgefährlichen Gaunerfrosch Constantine.

Nicht nur jene Sequenz, in der dieses Täuschungsmanöver vollzogen wird, spielt hübsch mit kulturellen Klischees: Der Berliner Osten ist darin immer noch grau und von Trümmerfrauen und Agenten bevölkert. Mit diesem Bild macht man sich natürlich über eine eingeschränkte US-amerikanische Perspektive auf den Rest der Welt lustig - und entlarvt dies in derselben Bewegung seinerseits als Vorurteil. Das ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass Einfachheit nicht mit Einfalt verwechselt werden sollte und Erstere hier immer das Ergebnis komplexer Überlegungen ist.

Euphorisch ins Sequel

Neben gelungenen Showeinlagen - dem euphorischen We're Doing A Sequel, das sich auch auf die ökonomische Realität und die Erfindungsarmut von Hollywood bezieht, oder dem Muppet-Show-Thema in einer spanischen Version - setzt Muppets Most Wanted diesmal noch ein weiteres Element der Fernsehshows breiter ein. Jim Hensons rund zwanzigminütige Muppet-Show-Episoden inkludierten stets einen menschlichen Stargast. Häufig Bühnengrößen, nicht immer auf die kindliche Zielgruppe zugeschnitten.

Im Kinofilm gibt es nun neben dem britischen Berufsbösewicht Gervais - oder Christoph Waltz beim Wal(t)zen - auch US-Komödiantin Tina Fey zu bewundern. Als Direktorin eines sibirischen Gulags wacht sie nicht nur über einen inhaftierten Frosch. Auch Charakterköpfe wie Ray Liotta und Danny Trejo mimen hier Sträflinge, die sich nach Kräften mühen, es ihrer gestrengen Oberaufseherin singend und tanzend recht zu machen. Für Kindsköpfe aller Altersstufen ist dieser Film also bestens geeignet. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 2.5.2014)