Ist schon klar: Wenn dem Wohnhaus Schaden durch einen Großbrand droht, dann kümmert man sich nicht vorrangig um die löchrige Couch im Wohnzimmer. Daher wird die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch in den USA mit Präsident Barack Obama mehr über die Ukraine sprechen als über den NSA-Skandal.

Man hat allerdings das Gefühl, als sei Merkel das ganz recht. Als aufkam, dass die NSA auch ihr Handy abhörte, war sie zu Recht sehr wütend. Doch sie musste erkennen, dass die USA weder wirklich aufklären noch das Lauschen in Deutschland einstellen wollen.

Da ist es doch für Merkel ganz praktisch, dass die Ukraine-Krise den Skandal verdrängt. Denn so wirklich auf den Tisch der USA mag sie ohnehin nicht hauen. Wenn sie es mit Datenschutz ernst meint, dann müsste Merkel das Thema in Washington aber ansprechen und dranbleiben.

Von Merkels Vorgänger Gerhard Schröder wünscht man sich hingegen mehr Zurückhaltung. Hemmungslos herzte er diese Woche den russischen Präsidenten Wladimir Putin bei seiner Geburtstagsfeier in St. Petersburg. Lupenreine Freunde eben. Da passt kein Blatt Papier dazwischen - schon gar nicht die russische Expansionspolitik.

Man weiß nicht, ob Schröder auch versucht, auf Putin in puncto Ukraine einzuwirken. Gut wäre es. Bisher vermittelt der deutsche Altkanzler jedoch nicht den Eindruck, sondern sorgt bloß für deplatzierte Partybilder. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 30.4.2014)