Radiogschichte(l)n mit Thaddäus Podgorski.

Foto: ORF/Landesstudio Wien

Wem ein Radiogesicht attestiert wird, der hat kein Kompliment für sein Aussehen bekommen. Die blumige Beleidigung zeugt vom rauen Ton einer Branche, der es an Eitelkeit nicht mangelt. Sie erinnert auch recht anschaulich daran, dass es leichtere Aufgaben gibt, als Radio im Fernsehen darzustellen.

Fritz Wendl, lange Redakteur und Redakteurssprecher, und Thaddäus Podgorski tun das am 1. Mai um 17.35 Uhr in einem "Österreich-Bild" des Landesstudios Wien für ORF 2.

Podgorski macht seit den 1950er-Jahren in Österreich Radio und Fernsehen, vom freien Mitarbeiter über den Chefreporter und Generalintendanten bis hin zum Präsentator des Nostalgieformats Seinerzeit. Daran erinnert die Doku, die Wendl und Podgorski zu Recht "Radio-Geschichte(n)" nennen. Anlass: 90 Jahre Radio in Österreich, zu feiern am 1. Oktober 2014.

Podgorski erzählt archivbebilderte Geschichten aus diesen Jahren. Schon der ORF-Vorläufer Ravag hatte einen "politischen Nasenring" in Gestalt eines Exekutivkomitees mit "Einfluss aufs Programm" - "das kennen wir doch von irgendwo".

Er erzählt vom Kernreiter Rudl, dessen Schrebergarten auf dem Bisamberg ideal für einen Sender lag – und der dafür deshalb zwischen den Kriegen eine horrende Ablöse und eine lebenslange Anstellung beim Radio kassierte. Von inszenierten Hintergrundschießereien vom Ungarn-Aufstand – für eine Handvoll Dollar von einem ORF-Reporter. Und vom 1955 nur an angestellte Redakteure ausgegebenen Klopapier im Funkhaus. Freie Mitarbeiter wie Podgorski konnten nur auf "Brosamen vom Klo der Reichen" hoffen. Was mancher schon immer vom Radio wissen wollte – und vielleicht sogar ein bisschen mehr. (Harald Fidler, DER STANDARD, 30.4./1.5.2014)