Es ist Europawahlkampf, und plötzlich hauen etablierte Parteien auf die Neos hin, eine Partei, die es vor zwei Jahren nicht einmal gab.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl fährt mit einer donnernden Absage an eine Koalition mit den Neos auf, weil die so schiache Privatisierer sind, die am End' vielleicht auch noch eine sparsamere Stadtverwaltung ohne Privilegienbiotope und mit niedrigeren Gebühren wollen. Die ÖVP hat noch viel ernsthaftere Grundsatzfragen zu klären. Ein Funktionär der Wiener ÖVP, die sich allerdings im Zustand der rückstandslosen Verdunstung befindet, warf die Frage auf, ob Neos Mitglieder beim CV bleiben dürften (von ihm aus nicht). Die Grünen wiederum meinen tapfer, das mit den "rosa Luftblasen" (die Farbe der Neos ist pink) sei halt nicht die richtige Politik.

Es hat Zeiten gegeben, da waren Leute für die Grünen ansprechbar, die den Einsatz für Umwelt und Menschenrechte durchaus mit Leistungsorientierung und Karrierezielen verbinden konnten. Diese Gruppe haben die Grünen trotz etlicher Warnungen ziemlich zielgerichtet vergrault. Und die werden sie auch so schnell nicht zurückbekommen.

Jedenfalls ist auffällig, wie aggressiv SPÖ, ÖVP und Grüne auf die Neos reagieren: Sie haben gemerkt, dass ihnen die jüngeren, gebildeteren, liberaleren Wähler dorthin entschwinden. Nur die FPÖ ist still, denn sie weiß, dass sie solche (potenziellen) Wähler nicht hat. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 28.4.2014)