Sportlich sieht Cebrennus rechenbergi aus, wenn sie die Flucht ergreift.

Foto: Peter Rechenberg

Frankfurt - Sie ist die Kunstturnerin unter den Arachnida: Der deutsche Spinnenforscher Peter Jäger hat eine Spinnenart beschrieben, die die einzigartige Fähigkeit besitzt, sich durch Flick-Flack-Sprünge fortzubewegen. Vorgestellt wurde die Spezies in der Fachzeitschrift "Zootaxa".

Geschwindigkeitsverdopplung

Die nachtaktive Spinne Cebrennus rechenbergi lebt in der Sandwüste Erg Chebbi im Südosten Marokkos nahe der algerischen Grenze. Mit ihren Tastern und speziellen verlängerten Borsten gräbt sich Cebrennus rechenbergi ein röhrenartiges, mit Seide befestigtes Domizil aus Sand, welches sie vor Sonne und Fressfeinden schützt. Ihr herausragendes Talent ist allerdings die Fähigkeit, sich durch Flick-Flack-Sprünge fortbewegen zu können. Im Gegensatz zu ihrer Verwandten aus Namibia, der Goldenen Radspinne, die passiv eine Düne hinunterkullern kann, ist die Flick-Flack-Spinne in der Lage, durch die eigene Beinarbeit zu rollen. Wie eine Kunstturnerin stößt sie sich vom Boden ab und schlägt dann mit ihren Beinen eine Reihe schneller Flick-Flacks.

Dabei ist die Spinne sehr flexibel: Ob es bergauf geht, bergab oder auf ebenem Terrain – für Cebrennus rechenbergi kein Problem. Sie zeigt dieses Verhalten dann, wenn sie provoziert wird,
etwa durch eine Artgenossin, eine Walzenspinne, einen Skorpion oder einen Menschen. Mit knapp zwei Metern pro Sekunde ist sie per Flick-Flack doppelt so schnell unterwegs wie im Laufmodus.

Vorbild für Spinnenroboter

Jäger benannte die Spezies nach dem Berliner Bioniker Ingo Rechenberg. Dieser hatte das Tier während eines Marokkoaufenthaltes entdeckt und Jäger zur taxonomischen Bestimmung überlassen. Inspieriert von der Bewegungsraffinesse der Spinne, entwickelte Rechenberg ein 25cm großes Modell eines Spinnenroboters. Der "Tabbot", benannt nach Tabacha, dem aus der Berber-Sprache stammenden Wort für Spinne, kann sowohl laufen als auch Salto schlagend rollen.

Video: Youtube/Sandskink

"Der Roboter könnte sich für den Einsatz in der Landwirtschaft, auf dem Meeresboden oder auf dem Mars eignen", so Rechenberg.

Dass es sich bei Cebrennus rechenbergi um eine neue Art handelt, stellte Jäger durch die morphologische Untersuchung fest. Er konnte sie von der nahe verwandten, tunesischen Spezies Cebrennus villosus aufgrund minimaler Abweichungen der Geschlechtsorgane unterscheiden. "Aber auch die einmalige Fortbewegungsweise ist ein Kriterium zur Abgrenzung der beiden Arten", so Jäger. (red, derStandard.at, 28.4.2014)