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Die Tatorte in Favoriten und Rudolfsheim-Fünfhaus.

Grafik: APA

Wien – Eine brutale Raubserie in Wien dürfte geklärt sein. Die Polizei nahm in der Nacht auf Samstag einen 21-jährigen Mann fest, der unmittelbar zuvor eine Frau in Wien-Fünfhaus niedergeschlagen und beraubt haben soll. Bei seiner Einvernahme war der Mann geständig, sieben Frauen überfallen zu haben. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zeigte sich bei einer Pressekonferenz erleichtert.

Der Mann aus Rumänien, der sich illegal in Österreich aufhält, hat seit 23. März vor allem in Wien-Favoriten Angst verbreitet. In den Nachtstunden soll der Verdächtige zumindest sieben Frauen überfallen haben, wobei er mit einer Brutalität vorging, die auch für die Ermittler ungewöhnlich war. So schlug er mehreren Frauen mit voller Wucht mit einer Eisenstange auf den Kopf, wodurch diese schwer verletzt wurden.

Finanzielles Motiv

"Es ist ein Wunder, dass es keine Todesopfer gibt", sagte Polizeipräsident Gerhard Pürstl. Zwar dürfte es dem Verdächtigen bei den Überfällen vor allem um Geld gegangen sein, doch nahm er "den Tod der Opfer in Kauf". Ein Opfer des Mannes schwebt weiterhin in Lebensgefahr, ein weiteres ist durch die Attacke auf einem Auge erblindet.

Bei seinen Einvernahmen gab der Mann sieben Überfälle zu, wobei ihm die Polizei zumindest ein weiteres Delikt zusätzlich zuordnet. "Wir schließen aber nicht aus, dass er noch weitere Taten begangen hat", sagte der leitende Ermittler Robert Klug. Als Motiv nannte der 21-Jährige Geld. Sein brutales Vorgehen begründete er nicht. "Er wollte offenbar, dass seine Opfer bewusstlos sind, dass er besser fliehen kann", erklärte Klug.

Neben verstärkter Videoüberwachung und klassischer Ermittlungstätigkeit observierten vor allem Beamte in Zivil die Gegend rund um die Tatorte. "Es war die schwierigste Ermittlung der letzten Jahre", betonte Michael Mimra vom Landeskriminalamt (LKA).

Vorläufig festgenommen

Zwischendurch hatten die Polizisten den Verdächtige bereits bei einer Fahndung am 17. April vorläufig festgenommen und eine Eisenstange bei ihm sichergestellt. Allerdings konnten bei ihm keinerlei Spuren gefunden werden. Zusätzlich schloss ein Opfer den Mann bei einer Gegenüberstellung als Täter aus. Somit musste der 21-Jährige wieder freigelassen werden.

Bei der Festnahme am Wochenende hatte die Polizei dafür Glück. Denn die Tat in Rudolfsheim-Fünfhaus wurde aufgrund der verschiedenen Vorgehensweise vorerst gar nicht der Raubserie zugeordnet, auch das veröffentlichte Phantombild wies kaum Ähnlichkeit mit dem Verdächtigen auf. Weil er sein Opfer dieses Mal nicht bewusstlos geschlagen hatte, konnte die Frau umgehend die Polizei alarmieren.

An der Spitze der Polizei war man sichtlich erleichtert, dass die brutale Serie beendet wurde. Pürstl sprach von der "schwierigsten Situation" seit seinem Amtsantritt als Polizeipräsident, für Mikl-Leitner war die Festnahme ein "klares Signal, dass Menschen, die Angst und Schrecken verbreiten, ihrer gerechten Strafe zugeführt werden".

Zuletzt hatte die Polizei mit einer Fahndungszeichnung nach dem Täter gesucht. In ersten Meldungen über die Festnahme berichtete die Exekutive von einem 45-jährigen Tatverdächtigen.

Möglicher Zusammenhang zu Fall Lucile

Im Anschluss an die Festnahme wandte sich auch das Tiroler Landeskriminalamt an die Öffentlichkeit: Es könnte ein Zusammenhang mit dem Fall der in Kufstein getöteten französischen Studentin Lucile K. bestehen. Dies sagte der Leiter des Amts, Walter Pupp, der APA: "Es ist zwar keine heiße Spur, aber es gibt Ähnlichkeiten beim Modus operandi".

"Wir sind schon seit einiger Zeit in Kontakt mit den Ermittlern in Wien", erklärte Pupp. Die Vorgehensweise weise Parallelen zum Vorgehen im Fall der 20-jährigen Französin auf. "Jetzt werden wir abklären, ob der Verdächtige auch für das Verbrechen in Kufstein infrage kommt", sagte Pupp. Neben einem DNA-Abgleich wollen die Ermittler auch abklären, ob der Mann zur Tatzeit möglicherweise in Tirol gewesen sein könnte. Das könne aber einige Zeit in Anspruch nehmen, meinte Pupp.

Die Leiche der 20-jährigen Französin, die aus der Gegend von Lyon stammte und im Rahmen eines Auslandssemesters in Kufstein studiert hatte, war am 12. Jänner von Polizisten am Ufer des Inns entdeckt worden. Freunde und Studienkollegen hatten die junge Frau als vermisst gemeldet. Todesursache waren laut Obduktion heftige Schläge auf den Kopf. Taucher fanden schließlich die Tatwaffe im Inn. Es handelte sich um eine Eisenstange. (APA/red, derStandard.at, 28.4.2014)