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Die Aufregung unter den Gläubigen ist groß - gleich zwei Heiligsprechungen werden am Sonntag in Rom gefeiert. Viele Römer überlassen die Ewige Stadt am langen Wochenende den Pilgern.

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Die Päpste Johannes XXIII. ...

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... und Johannes Paul II.

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Die Römer räumen das Feld. Tausende Bewohner der italienischen Hauptstadt nutzten am Freitag den Staatsfeiertag, um die Stadt für ein verlängertes Wochenende zu verlassen. Rund 1,5 Millionen Gläubige werden am Sonntag zur Heiligsprechung der zwei populärsten Päpste der letzten Jahrzehnte erwartet: Johannes XXIII. und Johannes Paul II.

Während die Kanonisierung des gutmütigen Italieners als unbestritten gilt, wird an jener des polnischen Kirchenoberhauptes offene Kritik geübt. Dessen Heiligsprechung - so etwa die "New York Times" - sei ein "Fehler", weil er den Missbrauchsskandal vertuscht und einen Teil der Verantwortlichen wie den Bostoner Erzbischof Bernard Law gedeckt habe.

Beispiellose Geschwindigkeit

Gegner der Heiligsprechung Karol Wojtylas verweisen auch auf dessen Freundschaft mit dem des Missbrauchs überführten Gründer der Legionäre Christi, Marcial Maciel Degollado. Die Geschwindigkeit, mit der das 2005 verstorbene Kirchenoberhaupt heiliggesprochen wird, ist in der Geschichte beispiellos.

Das Verfahren, das oft etliche Jahrzehnte dauert, wurde in acht Jahren durchgezogen. Zuständig dafür ist die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Voraussetzungen für das kirchenrechtliche Verfahren sind das Martyrium oder der "heroische Tugendgrad" sowie im Falle des Nichtmartyriums der Nachweis eines Wunders.

Am Beginn steht das Ansuchen eines Ordens oder Bistums. Der Antragssteller muss im Vatikan eine Unbedenklichkeitserklärung einholen und beauftragt anschließend einen Postulator, der alle nötigen Informationen, Schriften und Aussagen von Zeitzeugen sammelt.

2709 Seiten lange "Positio"

Im Fall Wojtylas wirkte der polnische Prälat Slawomir Oder als Postulator. Dessen "Positio", das abschließende Gutachten, umfasst in zwei Bänden 2709 Seiten und trägt den Titel "Positio super vita, virtutibus et fama sanctitatis".

Eines der zwei Exemplare wurde Papst Franziskus überreicht, das andere wird in der Kongregation aufbewahrt. Billig ist der Heiligenschein nicht: Pro Verfahren fallen bis zu 250.000 Euro an Kosten an, die meist durch Spenden aufgebracht werden. Mehr als 1000 Anträge werden derzeit im Vatikan bearbeitet.

Als vor einem Jahr Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt wurde, stand der Terminplan für die Heiligsprechung bereits fest. Nur mit einem Veto hätte Franziskus sie verhindern können. So ließ er spontan auch die Kanonisierung des italienischen Papstes auf die Tagesordnung der Heiligsprechungskongregation setzen.

Der gutmütige Papst

Als deren Präfekt Angelo Amato zu Franziskus ging, um ihm die Entscheidung der Kongregation zu Johannes Paul II. mitzuteilen, entschied der neue Papst nicht nur für Wojtyla, sondern völlig unerwartet auch für die Kanonisierung des Konzilspapstes - unter Umgehung vorgesehenen Standards. Wie dies ohne das erforderliche Wunder geschehen konnte, bleibt rätselhaft.

Johannes XXIII., der das Vatikanische Konzil einberufen hatte, fand als "gutmütiger Papst" Eingang ins Gedächtnis des Kirchenvolks. Obwohl die Heiligsprechung in Italien stattfindet, wird am Sonntag am Petersplatz eindeutig das Polnische dominieren.

Rund eine Million Polen werden erwartet. 19 Staatschefs, 24 Premierminister und 61 Delegationen kommen zur Zeremonie nach Rom, die von 3000 Polizisten überwacht wird. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 26.4.2014)